ROMSDALEN
Åndalsnes – Ausgangspunkt für alle Aktivitäten im Romsdalen und Lesja
Åndalsnes ist Mittelpunkt der Gemeinde Rauma, die sich um den inneren Romsdalsfjord und das Romsdal bis zur Grenze der Provinz Oppland erstreckt. Es leben etwa 7700 Menschen in einem Gebiet von 1505 Quadratkilometern. Åndalsnes hat Stadtrechte und ist Industrie-, Handels- und Servicecenter, gleichzeitig ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und Endstation der Raumabahn. Schon 1883 legten hier Kreuzfahrtschiffe an. Bis heute hat sich daran nichts geändert. Åndalsnes wird auch die „Alpenstadt am Fjord“ genannt. Der größte Fluss der Region Rauma mündet hier in den Romsdalsfjord. Typisch norwegische Architektur finden wir nicht. Die Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben stark zerstört. Nach dem Wiederaufbau haben die Stadtväter viel für die Verschönerung getan. In den letzten Jahren wurde die Kaianlage auf die Bedürfnisse der Kreuzfahrtschiffe zugeschnitten, Rast- und Sitzplätze laden dazu ein, die herrliche Fjord- und Bergwelt zu bewundern. Das Norsk Tindesenter wurde im Centrum von Åndalsnes gebaut. Es bietet Einblicke in die Bergsteiger Tradition der Stadt. In dem Turm des Gebäudes sind Kletterwände mit verschiedenen Schwierigkeits-graden aufgebaut. Eine andere Attraktion ist der Rampestreken. Ein 537 Meter hoher Aussichtspunkt auf dem Hausberg der Stadt Nesaksla. Eine schmale begehbare Stahlkonstruktion ragt in luftiger Höhe wie eine Nadel aus dem Berg mit einer grandiosen Aussicht über Stadt und Fjord. Eine gute Auswahl von Geschäften und Dienstleistungsbetrieben erfüllen die Wünsche der Besucher. Post, Banken, Apotheke, sogar eine Bäckerei, Supermärkte, Buchhandel, Sportgeschäft, Tankstellen und Autowerkstatt sind nur ein kleiner Teil der hier ansässigen Betriebe. ► | Kurz gesagt, man bekommt hier alles, auch die Kleinigkeiten, die vielleicht zu Hause vergessen wurden. Ein wichtiger Anlaufpunkt für alle Besucher ist die Touristeninformation. Sie befindet sich direkt am Bahnhof. Ein großer Parkplatz sorgt in der Regel für stressfreies Parken. Åndalsnes ist unser Ausgangspunkt für alle beschriebenen Wander- und Ausflugstouren. Die Landschaft im Romsdalen hat zwei unterschiedliche Gesichter. Von Åndalsnes in Richtung Dombås beeindrucken am Anfang dieses Tales das Romsdalshorn und die Spitzen der Trolltindene den Besucher. Entlang der Rauma führt die Straße durch das von steilen Felswänden begrenzte Tal leicht bergauf bis Bjorli. Danach ändert sich das Bild. Wir sind jetzt im Gudbransdalen. Hochebenen entlang der Straße begleiten den Betrachter bis Dombås. |
Romsdalen – beeindruckendes Naturerlebnis
Die Landschaft im Romsdal ist eine großartige Fjell- und Fjordlandschaft. Tiefe und enge Täler mit brausenden Wasserfällen, schneebedeckte Bergspitzen und glitzernde Bergseen, Fjorde und Flusstäler in einer einzigartigen Natur. Wandern, Bergsteigen, Fischen und Jagen sind beliebte Freizeitangebote. Dieses Tal bietet alles und so ist es nicht verwunderlich, dass schon im 18.Jahrhundert Romsdalen für Besucher ein beliebtes Ziel war. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Geologie Geologisch gesehen besteht Romsdalen vorrangig aus präkambrischem Gneis und Granit, die sich vor mehr als 550 Millionen Jahren gebildet haben. Gletscher formten während der letzten Eiszeit vor 30.000 und vor 9000 Jahren diese Landschaft. Mit ungeheurer Kraft schoben die Eismassen lose Felsbrocken und Erde vor sich her und bildeten so die Grundlage für die heutigen Fjorde und Täler. Mit dem Ende der Eiszeit veränderte sich das Klima. Es wurde wärmer und das Eis begann zu schmelzen. Reißende Flüsse entstanden und gruben sich auf dem Weg zum Meer ihr Flussbett. Übrig blieben die nach ihrer Form benannten V- und U-Täler. Ein Beispiel dafür ist Isterdalen. Noch heute werden die Flüsse vom Schmelzwasser -gespeist und graben sich immer tiefer in das Land ein. An den steilen Bergwänden rauschen Wasserfälle in die Tiefe. Felsbrocken und Geröllhalden, durch Erosion entstanden, liegen am Fuße des Gebirges. Nur wenig Erdreich bedeckt den felsigen Untergrund im Hochgebirge und nur an einzelnen Stellen findet man eine dünne zusammenhängende Vegetationsdecke. Klima Romsdalen hat auf Grund seiner unter-schiedlichen Landschaftsformen ein vielseitiges Klima. Gebirgsketten sind eine natürliche Barriere gegen Wind und Regen. Sonneneinstrahlung, Temperatur-verhält-nisse und Wasser üben einen starken Ein-fluss auf die Verwitterung des Gesteins aus. ► | Der Westen um Åndalsnes hat daher, bedingt durch die Nähe des Atlantiks, ein ozea-nisches Klima, mild und niederschlagsreich, während im Osten ein Kontinentalklima mit kalten Wintern, warmen Sommern und geringen Niederschlagsmengen vorherrscht. Fauna und Flora Romsdalen, eingebettet zwischen hohen Bergen, gehört zur Rauma-Kommune. Etwa zwei Drittel dieses Gebiets liegen oberhalb der Baumgrenze in einer großen zusammenhängenden Bergwelt. Der im Westen anschließende Nationalpark Rein-heimen, wurde im Jahr 2006 gegründet. Große Gebiete im Osten sollen an den Dovrefjell-Nationalpark angeschlossen werden. Hier lebt die Snøhetta-Rentierherde. Sie gehört zum Rest-bestand der ursprünglich wilden Rentiere Norwegens. In den Fjellregionen ist der Vielfraß zu Hause. Er ist Norwegens größter Marder und ernährt sich hauptsächlich von kleinen Nagetieren und Aas. Er ist aber durchaus in der Lage Schafe zu reißen und unter günstigen Bedingungen tötet er auch Rentiere. Vereinzelt kommen Moschusochse und Bergfuchs vom Dovrefjell zu Besuch. Elch, Rehwild und große Hirschbestände fühlen sich an den waldreichen Hängen besonders wohl. Romsdalen beherbergt ein reiches Vogelleben. Nicht alltäglich sind Weißrückenspecht, Uhu und Wiesenralle. In den Bergen und Tälern brüten Steinadler, Rauhfußbussard und Hühnerhabicht. In den Tälern nahe der Küste kann man Birkhuhn und Auerhuhn erleben und in den höheren ► | Regionen fühlen sich Schneehühner besonders wohl. Die Population der Seeadler an der Küste ist gewachsen. Diesen stolzen Vogel kann man oft im Romsdalen beobachten. Die verschiedenen Landschafts-formen sind auch Grundlage für ein reiches Pflanzenleben mit Pflanzenarten aus den nördlichen, östlichen und südlichen Landesteilen. Im oberen Romsdalen begegnet man der nördlichen Mondraute, Heide-Nelke und dem Wegerich. An der Küste wachsen unter anderem der Rote Fingerhut und die Moornelke. An südwärts gelegenen Hängen finden sogar Edellaubwälder mit Hasel, Eiche und Ulme einen Lebensraum. Die Jagderfolge für Jäger und Angler sind gut. Doch das Recht, Jagd zu betreiben, ist den Grundbesitzern vorbehalten. Das gilt für private, allgemeine oder öffentliche Besitztümer. Für Kleinwild ist Jagdzeit von September bis Weihnachten, Rentierjagd von Ende August bis September/November. Alle Jäger müssen eine Jagdgebühr an den Staat entrichten und ein lokaler Jagdschein ist für den Grundbesitzer des Gebietes verpflichtend. Der größte Fluss Rauma mit einer Länge von 42 Kilometer ist bekannt für seinen guten Fischbestand. Alle, die über 16 Jahre alt sind und Lachs oder Forelle angeln möchten, müssen ebenfalls eine staatliche Gebühr bezahlen. Um im Süßwasser zu angeln benötigt man zusätz-lich eine Angelkarte oder die Zustimmung des Eigentümers der Seen oder Flüsse. Meeresangeln ist frei, außer man fängt Lachs oder Seeforelle mit fest installierten Angelgeräten. |
Romsdalshorn – Wächter am Eingang des Romsdal
Das charakteristische Romsdalshorn hat eine Höhe von 1555 Metern. Für uns ist es der Wächter am Eingang des Romsdal. Vom Parkplatz unterhalb der Trollwand hat man einen guten Blick auf das Romsdalshorn und bekommt einen Eindruck von der Mächtigkeit dieses Felsens. Ohne Klettererfahrung ist dieser Berg nicht zu besteigen.
Carl Hall und das Romsdalshorn
Bevor die Felskletterei in Norwegen zu einem Sport wurde, sah man viele der hohen Gipfel als unbezwingbar an. Dazu gehörte auch das Romsdalshorn. Die Behauptung der beiden Schmiede Kristen Hol aus Gausdal und Hans Bjærmeland aus Roms-dalen, schon 1828 als Erste auf dem 1555 Meter hohen Gipfel des Romsdalshorns gewesen zu sein, betrachtete man deshalb als Sage. Bei einer Feier hatten diese beiden mit ihrer Kletterfertigkeit geprahlt.
Der dänische Bergwanderer und Kletterer Carl Hall wollte als Erster diesen Berg bezwingen. Nachdem er zusammen mit seinen Begleitern Matthias Soggemoen und Erik Norahagen bei seinem 17. Versuch 1881 endlich den Gipfel des Romsdalshorns erreichte, war er überrascht dort oben eine Varde (aufgeschichtete Steine) vorzufinden. Kristen Hol und Hans Bjærmeland hatten die Wahrheit gesagt. Sie waren es, die 53 Jahre früher den Gipfel als Erste bezwungen hatten. Die Route, die Carl Hall gefunden hatte, setzte Klettererfahrung mit einem Seil voraus. Sie begann am Ende von Venjedalen. Über schwierige Passagen an der Nordseite vom Romsdalshorn erreichte er den Gipfel.
Carl Hall wurde 1848 als Sohn eines dänischen Staatsministers geboren. Er war einer der herausragenden Kletterer an der Schwelle zum 20.Jahrhundert. Wichtige Beiträge in der norwegischen Klettergeschichte waren die jährlichen Berichte, die er ab 1881 für die DNT-Jahrbücher schrieb. Über 66 Bergbesteigungen, davon 51 Erstbesteigungen, sind im DNT-Jahrbuch von1902 aufgelistet. Für seine Verdienste wurde er 1890 zum Ritter der ersten Klasse des St.-Olav-Ordens ernannt.
Trollwand – ein phantastisches Gebirgsmassiv
Die Trollwand (Trollveggen) ist die höchste senkrechte Felswand Europas. Sie misst vom Fuß bis zum höchsten Gipfel 1800 Meter. Der senkrechte Teil der Felswand ist 1000 Meter hoch und hat einen Überhang von 50 Meter. Der Trollrücken (Trollryggen) wurde erstmals im Jahre 1958 von Arne Randers Heen (Åndalsnes) und Ralph Høibakk bestiegen. Dies war gleichzeitig in Norwegen das erste Mal, dass während der Durchquerung auch in der Wand übernachtet wurde. Die „Trollryggen-Route“ (4) gehört zu den längsten Kletterrouten Europas. Lange Zeit schien das Klettern in der 1000 Meter hohen Trollwand unmöglich zu sein. Den Gegenbeweis lieferten eine norwegische und eine englische Mannschaft im Jahre 1965. Die Wand wurde innerhallb von 14 Tagen auf zwei verschiedenen Routen (5,8) bestiegen. Die norwegische Gruppe erreichte den Gipfel einen Tag früher als ihre englischen Konkurrenten. In späteren Jahren wurden neue Routen erklettert. Mit neuester Ausrüstung sind auch Winterbesteigungen möglich geworden. |
Copyright für Text, Fotos und Karten E. u. P. Westerwalbesloh