Fotografie - Natur, Kultur und Geschichte
von Gruiten

Trollkyrkja – Die Trollkirche

                              ein aufregendes Höhlenerlebnis


Analoge Fotos digitalisiert aus dem Jahr 1994


Trollkirche! Das hört sich ja
spannend an. Eine Kirche mit Trollen? Nein, Trollkyrkja ist keine Kirche, und hier findet man auch keinen Troll. Trollkyrkja gehört zu einem bekannten Grottensystem in der Hustad-Kommune und ist etwa 30 Kilometer von der Rosenstadt Molde entfernt.

So oft wir uns auch in Møre og Romsdal aufhielten, der Name Trollkyrkja begegnete uns jedes Mal. In diesem Jahr wollen wir sie endlich finden. Wir stöbern nach Informationen: eine faszinierende Stimmung soll die Grotte vermitteln, Feierliches mit Zauberhaftem vermischt, soll sie ihren Namen zu Recht tragen. Wasserfestes Schuhwerk ist empfehlenswert, vor allen Dingen aber ein helles Licht. Am besten eine Fackel (aber Fackeln sind – so glauben wir – inzwischen nicht mehr erlaubt. Der Grund ist eine zu starke Rußentwicklung), ein lebendiges Licht, um den zauberhaften Eindruck noch zu verstärken.

Wir machen uns auf den Weg nach Molde. Der Tag mit der Fahrt von unserer Hütte an Romsdalstindene vorbei beginnt vielversprechend. Die Trollwand mit ihren eigentümlich geformten Spitzen lässt uns gebannt verweilen. Wo sollen wohl Trolle am ehesten lebendig werden, wenn nicht hier!

So wie die Bergwelt uns mit Mystik und Stille entlassen hat, so empfängt uns Molde mit einer Lebendigkeit, die wir nicht erwartet haben. Wir geraten mitten hinein in die Woche des Jazz-Festivals. Die Straßen sind geschmückt und jede Möglichkeit eine Bühne für die Musiker aufzubauen wird genutzt. Die fröhlichen Menschen um uns herum wirken geradezu ansteckend. Wir lassen uns in der Touristeninformation noch den Weg erklären. Ein Geschäft mit Fackeln zu suchen, hält bei diesem Betrieb nur auf, wir wollen weiter.

Die zirka 30 Kilometer auf dem „Riksvei 64“ führen eine liebliche Mittelgebirgslandschaft. Wir sind fast allein auf der Straße und langsam tauchen Zweifel auf. Ist das der richtige Weg, den wir befahren? Keine Touristen weit und breit zu sehen. Erleichtert entdecken wir das angekündigte Schild TROLLKYRKJA auf der linken Strassenseite. Es steht an einem Parkplatz, der, wie wir gleich bemerken, fast gänzlich mit Autos besetzt ist. Besucher aus fast allen Nachbarländern sind hier vertreten; wie wir wechseln sie Schuhe und packen ihren Rucksack.
Nach und nach verschwinden alle auf dem Weg zu den Grotten. Der Wanderweg ist mit dem roten „T“ (Wanderzeichen des DNT) gekennzeichnet. In gleichmäßiger Steigung geht es auch für uns durch Wald und Fjell 380 Meter aufwärts zum Tverrfjell.

  • Der Höhleneingang
  • Entweder wasserfeste Wanderschuhe oder noch besser Gummistiefel sollte man anziehen. Der Höhlengang ist weitgehend mit Wasser bedeckt.

Es geht immer bergauf und die sommerliche Wärme macht uns zu schaffen. Anderthalb Stunden Wanderzeit war auf der Tafel am Parkplatz zu lesen. Verstohlen schauen wir auf die Uhr. Die Zeit ist um, von einer Höhle aber weit und breit nichts zu sehen. Nun denn, die Norweger haben sicher ein schnelleres Tempo. Wir quälen uns weiter hinauf – und – wären fast vorbeigelaufen, wenn uns nicht eine Gruppe junger Leute mit Fackeln in der Hand aus einem Loch im Felsen entgegengekommen wären. Geschafft! Endlich werden wir mit der ersehnten Pause belohnt. Wir entdecken einen Briefkasten und ziehen ein Gästebuch heraus. Einige spannende Eintragungen vom heutigen Tag stehen schon darin. Wir wollen etwas hinzufügen und entdecken auf der ersten Seite den Willkommensgruß des MRT (Møre og Romsdalen Turistforening). Dort steht, wir lesen ganz richtig: Alle Besucher, die in der Höhle übernachtet haben, sind herzlich eingeladen, sich im Gästebuch zu verewigen. Na, das sind ja tolle Aussichten! Wir sind eingeladen, unser gemütliches Bett mit einer feuchten Höhle zu tauschen. Und – vielleicht stecken ja doch Trolle in den Gängen!

  • Etwas Mut gehört dazu in die Höhle einzusteigen.

Vorsichtig tasten wir uns durch einen kleinen Fluss, der durch die Grotte fließt und klettern über Felsen, die den Weg versperren, in die zunehmende Dunkelheit hinein. Der Grottengang ist nicht sehr breit und an der niedrigsten Stelle gerade eineinhalb Meter hoch. Jedoch weitet er sich ab und zu und wird in turmähnlichen Räumen sechs bis sieben Meter hoch. Im Schein der mitgebrachten Taschenlampe finden wir uns einigermaßen zurecht.


  • Kristallklares Wasser stürzt aus einer Deckenöffnung in die Höhle.
  • Der Höhlengang macht mehrere Biegungen bevor und nach 70 Meter in einer großen Marmorgrotte endet. Von der Decke stürzt kristallklares Wasser in den kleinen unterirdischen See. Das sind Momente die man nie vergisst. 

Wir stolpern über Steine und waten unaufhörlich durch glasklares Wasser. Nach mehrere Biegungen, mündet der Höhlengang nach 70 Metern in eine große Marmorgrotte. Ein außergewöhnlicher Anblick, den man selbst erleben muss. Unser Blick hängt an einem 20 Meter hohen Schacht, in den das Tageslicht hineinfällt. Von dort stürzt aus 14 Meter Höhe kristallklares Wasser in den kleinen unterirdischen See und verschwindet in einem Überlauf. Erst an der Höhlenöffnung tritt das Wasser zwischen den Steinmassen wieder ans Tageslicht. Der tosende Wasserfall übertönt alle anderen Geräusche. Die weißgrünen Marmorwände verwandeln das geringe Tageslicht in ein geheimnisvolles Leuchten. Kristallisierter Kalk und Marmor machen Trollkyrkja zu einer faszinierenden Grotte.

Das gesamte Fjellmassiv besteht aus Kalkstein und Marmor. Durch Jahrtausende hat sich das Wasser durch das Gebirge gearbeitet, durch Risse gedrängt und Gänge ausgehöhlt. Noch ist das gesamte Grottensystem nicht erforscht und es werden immer neue Höhlengänge entdeckt.

  • Ein steiler kurzer Aufstieg zu den oberen Grotten

Trollkyrkja, in deren Innerem wir uns befinden, besteht aus insgesamt drei Grotten. Zu den nächsten beiden, die etwas weiter oberhalb im Gelände liegen, gelangen wir über eine steile Leiter. Hier finden wir eine Halle, ebenso groß wie die erste. Das Tageslicht fällt an mehreren Stellen ein und macht die Taschenlampe unnötig. Auch hier sürzt der Fluss als Wasserfall durch eine Felsspalte und füllt die Halle mit abertausenden Wassertropfen, die durch Sonnenstrahlen den Raum mit farbigen Lichtspielen verzaubern. Eine seltsame Stimmung packt den Besucher.

Eine dritte Grotte wurde wegen Einsturzgefahr teilweise geschlossen. Eine vierte Grotte soll um die Jahrhundertwende eingestürzt sein. In versteckten Gängen hat man Tierknochen gefunden. Eine alte Legende berichtet, dass ein Hund hier in der Höhle verschwand und am anderen Ende, eine Stunde Fußmarsch entfernt, wieder herauskam.
Zu den oberen Grotten haben wir uns an einem Drahtseil über die steilen Felsen gehangelt. Von hier aus ist es nicht mehr weit zu den zwei kleinen Seen, die wohl als Wasserspender für den Wasserfall von Trollkyrkja dienen. Rund um die Seen treten Marmorstücke wie kleine Skulpturen zutage. Trollkyrkja ist ein ganz besonderes Erlebnis.

  • Die obere Grotte
  • Ein wunderbares Lichtspiel in der oberen Grotte


Schwierigkeitsgrad :
Der Weg ist gekennzeichnet, aber teilweise steil. Die Wanderzeit zur Höhle beträgt etwa 2 Stunden. 

Wetter:
Die Wanderung nicht bei Regenwetter antreten.

Zeit:
Für Anfahrt und Wanderung den ganzen Tag einplanen.

Ausrüstung:
Wasserdichte Wanderschuhe sind angebracht, da überall Wasser fließt. Taschenlampen sind dringend notwendig. Es ist vollkommen dunkel. 

Verpflegung:
Je nach Bedarf, Getränke nicht vergessen.

Entfernung:
Åndalsnes Trollkyrkja etwa 75 Kilometer (siehe auch Übersichtskarte)

Karten:
Cappelens Auto- und Touristenkarte
Møre und Trøndelag, Maßstab 1: 325.000

 Spezielle Wanderkarten sind nicht erforderlich.


Korrektur: Die Mautgebühren für den Fannefjordtunnel wurde 2005 abgeschafft. Die Wanderung haben wir 1994 gemacht.


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Copyright für Text und Fotos E. u. P. Westerwalbesloh

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