Fotografie - Natur, Kultur und Geschichte
von Gruiten

Auf den Spuren der Vorfahren

Lesja –  Natur- und Kulturlehrpfad. 


Kurzbeschreibung Natur- und Kulturlehrpfad bei Nyseter

Von Åndalsnes geht die Fahrt in Richtung Dombås. Um den Natur- und Kulturlehrpfad bei Nyseter zu erreichen, fahren wir von Lesja auf der E136 zirka drei Kilometer weiter in Richtung Dombås. An dem Straßenschild Aursjøen auf der linken Straßenseite biegen wir ab und folgen der Straße bis zur Bomstation (gebührenpflichtige Straße). Ein gut befahrbarer Sandweg führt nach etwa 13 Kilometer zum Campingplatz Nyseter. Hier stellen wir das Fahrzeug ab und folgen den rot markierten Pfählen. 



Schwierigkeitsgrad: Geeignet für die ganze Familie.

Wetter: Für die Wanderung „Natur- und Kulturlehrpfad“ bei Nyseter unternimmt man besser nur bei trockenem Wetter.

Zeit: Für die Wanderung „Kultur- und Naturpfad“ Nyseter muss ein Tagesausflug eingeplant werden.

Entfernung: Die Wanderung Nyseter ist etwa zehn Kilometer lang . Es besteht auch die Möglichkeit Teilstrecken zu gehen.

Ausrüstung: Feste Wanderschuhe, Regenschutz, Fernglas.

Verpflegung: Verpflegung für den ganzen Tag einpacken; Getränke nicht vergessen.

Karten: Autokarte Cappelen Sør Norge – Nord, Maßstab 1:325.000.

Entfernung: Åndalsnes - Lesja - 90 Kilometer / Åndalsnes - Nyseter - 106 Kilometer


Die Wanderkarte Nyseter ist am Ende der Seite.


Lesja –  Natur- und Kulturlehrpfad 

Der mit dem Preis „Årets Friluftsområde“ (das Freizeit-Gebiet des Jahres) in Oppland fylke ausgezeichnete kultursti (Wander-Lehrpfad) umfasst zehn Kilometer in Dalsida bei Dyratjønne / Joravassdraget (s. Karte). Hier lernt der Besucher einiges über das Zusammenspiel zwischen „Natur und Mensch“ in einem abgelegenen Tal in der Nähe des Dovrefells. Das Leben in der Vergangenheit und der Gegenwart wird an vielen Beispielen eindrucksvoll gezeigt. Überall findet man Spuren menschlicher Aktivitäten: im Bergwald mit seinen mehrere hundert Jahre alten Kiefern, im dichten Birkenwald, in den Mooren, entlang der Seen und Flüsse und an den alten verwitterten Setern. Auf 25 Tafeln wird in norwegischer Sprache beschrieben, wovon und wie die Menschen mit dem, was die Natur ihnen hier bot, lebten. Die älteste menschliche Spur ist über5500 Jahre alt.

Die Tafeln sind in norwegischer Sprache verfasst. Wir haben die nach unserer Meinung interessantesten übersetzt. Eine Übersichtskarte befindet sich am Ende dieser Seite..


Ausbreitung und Gebrauch von Wacholder

Wacholderbusch

Der Wacholderbusch hat einen besonderen Stellenwert unter den Hölzern und Sträuchern in Norwegen. Er gehört zu den Zypressengewächsen und ist eines der vier wintergrünen Nadelhölzer. Zu allen Zeiten war und ist der Wacholderbusch den Menschen auf verschiedenste Weise nützlich. Der Wacholder wächst in ganz Norwegen bis in Höhen von 1700 Metern und man findet ihn sogar am Nordkapp. Von den 40 Arten, die auf der Welt bekannt sind, wächst in Norwegen nur der Gemeine Wacholder.

Die Wacholderbeere

Wie andere Nadelhölzer, so hat auch der Wacholder Zapfen, die sogenannten Beerenzapfen. Sie bilden die charakteristischen Beeren, die zunächst blaugrün und später schwarz werden.

Form und Aussehen

Der Wacholder kommt in verschiedenen Formen vor. Standort, Bodenbeschaffenheit, Wind und Höhenlage bestimmen das Aussehen dieser Pflanze. Im Flachland wächst er säulenartig und kann bis zu 15 Meter hoch werden. Im Gebirge kommt der Wacholder häufig nur als Busch vor. In extremen Klimazonen findet man ihn ganz flach an den Boden gepresst.

Die Nutzung von Wacholderbeeren

In Lesja wurde Wacholdersud von abgekochten Beeren zum Hausputz, Spülen, Baden, zur Haarpflege und zum Brauen von Bier genutzt. Bei der Fleischzubereitung wurde der Wacholder als Geschmacksverstärker eingesetzt. Öl, aus Wacholderbeeren gewonnen, wurde als medizinische Anwendung bei Erkrankungen wie Gicht und Erkältungen angewandt. Aber auch im täglichen Leben gab es für die Sträucher zahlreiche Verwendungen. Die Zweige wurden zum Beispiel als Bindungen für die typisch alten norwegischen Lattenzäune eingesetzt. Gebündelt entstanden Schrubber, Besen und Pinsel.

 


Brückenbau nach alten Überlieferungen


Brückenbau

Der Brückenbau gehörte zu den wichtigen Aufgaben der Bevölkerung. Im Mittelalter wurden die Bewohner durch ein Gesetz verpflichtet, die für die Allgemeinheit not-wendigen Brücken zu bauen. Der Ursprung dieses Gesetzes, Frostatingslova, geht auf eine mündliche Überlieferung aus der Winkingerzeit um 1100 zurück. Es besagte, dass alle arbeitsfähigen Männer die nötigsten Wege reparieren und Brückenbauen mussten. Das Ursprungsalter der oben gezeigten Brücke ist nicht bekannt. Gerade restauriert, wurde sie am 8. Juli1932 von einer Flut völlig zerstört. Im Jahre 1990 wurden Fahrweg und Brücke neu angelegt.


Auslegerbrücke

Diese Brücken haben ihren Namen auf Grund der speziellen Bauweise erhalten. Auf beiden Seiten des Flusses werden schichtweise Baumstämme so gelegt, dass jede neu aufgelegte Schicht etwas weiter in die Flussmitte hineinragt. Auf diese Weise nähern sich bei-de Seiten. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde diese Bauweise häufig angewandt. In Lesja existieren noch fünf Brücken dieser Bauart.


Schmiede

Nachdem um 1840 Chromerz im Lesjafjell gefunden wurde, mussten abgenutzte Gerätschaften der Bergarbeiter wie Bohrer oder Meißel geschärft und bearbeitet werden. Deshalb stand hier während des Grubenbetriebs von1842 bis 1850 wahrscheinlich eine Schmiede, die diese Aufgaben übernehmen konnte. Nach Stilllegung der Grube gab es auch für die Schmiede keine Arbeit mehr. Erst als die Preise für Chrom während des Ersten Weltkriegs stiegen, wurde diese Grube wiederentdeckt und erneut in Betrieb genommen. Karl Gångståd von Lesja baute die Schmiede im Stil des lafting (Holzbauweise mit Rundhölzern) um Neujahr 1916 in elf Tagen wieder auf. Er bekam für seine Arbeit 55 Kronen. In der Schmiede musste es dunkel sein, um die Temperatur des erhitzten Eisens besser beurteilen zu können. Deshalb gab es keine anderen Öffnungen als die Tür und einige Luken in den Wänden. Nicht nur ausgebildete Schmiede fanden hier Arbeit. Geschickte und gewandte Bauern oder Handwerker aus der Region hatten ebenso die Möglichkeit Schmiedearbeiten zu verrichten. Nach dem Krieg, als es keine Nachfrage mehr nach Chromerz im Lesjafjell gab, lagen Schmiede und Gruben brach.                                 


1997 wurde diese Schmiede mit Hilfe der Kommune in freiwilliger Gemeinschaftsarbeit wiederaufgebaut. Die Schmiede kann heute zur Übernachtung und als Rastplatz benutzt werden.


Chromerzabbau

Chromerz

Chrom ist ein Metall, das damals mit Schwefelsäure gemischt zum Gerben und Färben von Leder gebraucht wurde. Heute wird Chrom meistens zum Legieren von Eisen, Nickel und Aluminium gebraucht. Der Zusatz von Chrom verleiht dem Metall ein gutes Durchhärtevermögen. Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit werden erhöht. Chrom vermindert die Wärme-leitfähigkeit, daher sind chromhaltige Stähle schwierig zu schmieden. Chrombeschichtungen schützen die Metalloberflächen vor Korrosion und mechanischem Verschleiß.

Chromgruben

Die meisten Gruben lagen im Skamsdalen (etwas nordöstlich von Nyseter) am Langvassbekken. Aber auch in der Umgebung von Filling und Nyseter gab es mehrere Gruben.                                

Eine amtliche Genehmigung für den Chromerzabbau in Styggeberget wurde 1842 erteilt. Es ist nicht bekannt, wie lange die Gruben in Betrieb waren, aber um 1850 wurden sie wohl endgültig geschlossen.


Erztransport

Das Erz wurde zuerst nach Filling verfrachtet und im Filling Knusverk mit einem von Wasser betrieben Hammer zerkleinert. Von Filling aus wurde der größte Teil der zerkleinerten Chromerze mit Pferd und Wagen nach Veblungsnes  gefahren. Zur Weiterverarbeitung wurde das Erz nach Trondheim verschifft. Ein Teil wurde nach England exportiert. Um eine Chromerzfuhre von 500 Kilogramm mit Pferd und Schlitten im Winter an den Romsdalsfjord zu bringen, benötigten die Fuhrleute einige Tage. Im Winter 1841/42 wurden aus den Gruben im Lesjafjell über 90 Tonnen Chromerz in Veblungsnes angeliefert – eine Quälerei für Mensch und Tier.



Fischfang

Alte Wohnplätze

Die guten Möglichkeiten zum Jagen und zum Fischen im Gebiet von Dyratjønne lockten schon vor über 5000 Jahren Menschen an, um hier zu siedeln. An den Wohnplätzen sind Pfeilspitzen aus Stein gefunden worden, die möglicherweise zum Fischen gebraucht wurden. In einem 1500 Jahre alten Grab auf dem Hof Mosenden wurde eine lystergaffel (Gerät zum Fischen, siehe rechte Zeichnung) gefunden. Sie ist im Lesja bygdatun (Freilichtmuseum) ausgestellt.

Fischen mit Fackel oder Laterne

Bei der besonderen Fangtechnik, lystring genannt, war es üblich eine Fackel zu verwenden. Wie die meisten lebenden Geschöpfe wird auch der Fisch vom Licht angezogen. Die Fackel bestand aus einem dünnen Stück Holz, dass mit Harz versehen war. Später wurde sie durch Öl- oder Parafinlampen ersetzt. Nur in den völlig dunklen Herbsttagen konnte man diese Art Fischjagd ausüben. Gleichzeitig war diese Jahreszeit aber auch die Laichzeit der Fische, so dass sehr oft laichender Fisch gefangen wurde mit der Folge, dass der Fischbestand zurück ging. Heute ist lystring streng verboten.

Fischerhütte und Bootsschuppen

Diese kleine Fischerhütte, an der wir auf der Wanderung vorbeikommen, wurde um 1920 von Peder Larsen Holshaugen gebaut. Reste des dazu gehörigen Bootsschuppens befinden sich am Wasser. Viele dieser Fischer- oder Jagdhütten baute man auf diese Weise. Teilweise in den Fels gehauen, dann mit Steinmauern und einem Holzdach versehen, waren sie zweckmäßige Unterkünfte.

Fischerei in alten Zeiten

Der Fisch aus den Bergseen war auf dem Seter und zu Hause auf den Höfen eine sehr beliebte Mahlzeit. Man aß ihn am liebsten ganz frisch. Um den Fisch für den Winter haltbar zu machen, wurde er gesalzen und in Holzfässern oder Schüsseln aufbewahrt. Eine andere Konservierungsmethode war rakefisk, (ein in spezieller Lake konservierter Fisch). So wie heute, wurde auch früher hauptsächlich mit dem Netz gefangen. Aber auch Angelhaken waren bekannt und wurden schon benutzt.

Fischen in den Bergseen heute

Die Bestandssicherung von Fisch hat lange Tradition in Lesja. Möglicherweise wurde schon vor 1900 in einzelnen Bergseen Fisch ausgesetzt. Später hat die Naturverwaltung von Lesja viel getan, um den Fischbestand in den Hochgebirgsseen zu verbessern. Jeden Herbst werden 10.000 bis 11.000 Jungfische ausgesetzt. Die Maßnahme hatte Erfolg. An vielen dieser Seen, die in Höhen von 1100 bis 1600 Metern liegen, kann man wieder gute Angelerfolge erzielen.

   Bild oben: Lystergaffel

   Bild Mitte: Fischen in Bergseen

   Bild unten: Fangtechnik, lystring

 


Wachstum des Waldes im Gudbransdal

Wachstum

Über 700 bis 750 Meter findet nur noch ein geringfügiges Wachstum des Waldes statt. Die Baumgrenze im Gudbrandsdal liegt in einer Höhe von 950 bis 1050 Metern über dem Meeresspiegel. Vor 7000 bis 8000 Jahren wuchs die Kiefer in Norwegen bis in Höhen von 1300 Metern. Das beweisen Funde aus der Hardangervidda (Hochebene, östlich Hardangerfjord). Eine Kälteperiode vor 2500 Jahren führte dazu, dass die Ausbreitung stark zurück ging. Zirka 90 Kiefernarten wachsen auf der Welt, davon gibt es in Norwegen nur eine (Pinus Sylvestris). Durch hartes Klima und minimales Wachstum entstehen Bäume, die kraggfur (kurze Bäume mit einem dicken Stamm und gedrehten Zweigen) heißen. Auf der Tour entlang dem Kulturlehrpfad begegnen wir auch diesen Kiefern, die teilweise mehrere hundert Jahre alt. 


Birken im Gebirge

Die Fjellbirke (Betula pubescens tortuosa), eine Unterart der sonst üblichen Birke, ist der vorherrschende Baum im Bergwald und bildet oft die Baumgrenze zum nackten Fels. Sie wächst kürzer und gekrümmter, je höher man kommt.

Die Zwergbirke

Die Zwergbirke (Betula nana) wird im Volksmund oft kjerringrisoder kjerringkjørr (Weiberreisig) genannt. Sie legt sich kriechend über den Boden, bildet oft dichte Matten und kommt in noch höheren Geirgsregionen als die Fjellbirke oder Kiefer vor.

Birken im Gebirge

Die Fjellbirke (Betula pubescens tortuosa), eine Unterart der sonst üblichen Birke, ist der vorherrschende Baum im Bergwald und bildet oft die Baumgrenze zum nackten Fels. Sie wächst kürzer und gekrümmter, je höher man kommt.

Die Zwergbirke

Die Zwergbirke (Betula nana) wird im Volksmund oft kjerringrisoder kjerringkjørr (Weiberreisig) genannt. Sie legt sich kriechend über den Boden, bildet oft dichte Matten und kommt in noch höheren Geirgsregionen als die Fjellbirke oder Kiefer vor.


Die Tafeln sind in norwegischer Sprache verfasst. Wir haben die nach unserer Meinung interessantesten übersetzt.

Die rote gestrichelte Linie ist die Wanderroute, die gelbe Linie ist der gut befahrbare Sandweg.


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Copyright für Text, Fotos und Karten E. u. P. Westerwalbesloh


 
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