Fotografie - Natur, Kultur und Geschichte
von Gruiten

Tromsø – das Tor zum Eismeer

  • Tromsø – Das Tor zum Eismeer
  • Karte mit den Orten, die wir besucht haben
  • Fähre nach Breivikeidet


Der letzte Tag unseres Aufenthalts in Svensby ist angebrochen. Den Tag wollen wir in Tromsø verbringen. Früh am Morgen fahren wir zum Fähranleger. Der Himmel ist bedeckt, aber es regnet nicht. Zwischen-durch lässt sich sogar die Sonne sehen. 

Der Parkplatz ist gänzlich leer. Aber ein gelbes Hinweisschild erweckt unsere Aufmerksamkeit: Bus verstehen wir noch, aber die Zahlenreihe mit den Endungen OSV ist uns erst einmal ein Rätsel. Die Lösung ist:: OSV heißt norwegisch og so videre (und so weiter), das bedeutet, die Zahlenreihen stehen für die Fahrspuren der Autos. Ist die erste Reihe mit zehn Fahrzeugen 

besetzt, geht es in der zweiten Reihe mit dem elften Auto weiter – og so videre. 

Die Fähre hat inzwischen angelegt. Nur wenige Fahrzeuge fahren an Bord. Wir begeben uns sofort zum Oberdeck und genießen die herrliche Aussicht auf die Berge der Lyngenhalbinsel.

Die Überfahrt dauert nur etwa 25 Minuten. Gerne wären wir noch länger auf der Fähre geblieben, aber Breivikeidet ist erreicht. Auf der Straße 91 erreichen wir nach 24 Kilometern Fagernes. Auf die Europastraße 8 erreichen wir nach weiteren 24 Kilometern Tromsø.

 Tromsø

                                                                                                                                                                                             

Tromsø ist die größte Stadt nördlich des Polarkreises. Sie wurde 1794 gegründet. Das Stadtzentrum liegt auf einer Insel, die 21 Quadratkilometer groß ist. Zirka 77500 Menschen wohnen in der Kommune Tromsø  (acht weitere Ortschaften sind mitgerechnet). Dazu kommen noch etwa 15500 Studenten, die an der nördlichsten Universität der Welt eingeschrieben sind. Die Universität Tromsø beschäftigt 3300 Mitarbeiter. Insgesamt 50 Prozent der Arbeitsplätze in Tromsø entfallen auf die Behörden. In den letzten Jahren haben reiche Erdöl und Erdgasvorkommen in der Norwegischen See dem Wirtschaftsraum Tromsø zusätzliche Impulse gebracht. Hinzu kommt die Fischereiindustrie, die eine wichtige wirtschaftliche Grundlage dieser Region ist. Da die Fangmengen rückläufig sind, gewinnt die Aquakultur zunehmend an Bedeutung. Lachs und Kabeljau werden in den Fjorden in großen Mengen gezüchtet. Das Ziel ist, auf diese Weise einen Teil der natürlichen Fischvorkommen zu schonen und durch Fisch aus den Aquakulturen zu ersetzen. Während des Zweiten Weltkrieges 1940 war Tromsø drei Wochen lang die Hauptstadt des freien Norwegen. Oslo und der Süden waren besetzt, der König und die Regierung sahen sich gezwungen, das Land zu verlassen. Kurze Zeit später wurde Tromsø zum Flottenstützpunkt der Kriegsmarine. 

  • Denkmal Roald Amundsen

Im November 1944 griffen die Engländer das deutsche Schlachtschiff Tirpitz an, das im Håkøybotn vor Anker lag.  Ein Bombergeschwader versenkte das Schiff. Ansonsten blieb Tromsø von weiteren Kriegshandlungen weitgehend verschont und somit bewohnbar. Für Flüchtlinge aus der Finnmark, die ihr Hab und Gut verloren hatten, war die Stadt am Ende des Krieges ein sicherer Zufluchtsort. Ab 1960 begann der wirtschaftliche Aufschwung. Im Jahr 1964 fusionierte die Gemeinde Tromsø mit den Nachbargemeinden Tromsøysund, Hillesøy und Ullsfjord und bekam so ihre heutige Ausdehnung. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Gemeinde etwa 3200 Einwohner. Nach der Fusion wuchs die Bevölkerung damals fast auf das Doppelte. 

Tromsø wurde auch Paris des Nordens genannt. Besucher, die in der Zeit um 1840 die Stadt besuchten, waren  überrascht, so weit im Norden kulturelles und  geistiges Leben sowie ein ausgeprägtes Modebewusstsein vorzufinden.  Das kannte man sonst nur aus dem mitteleuropäischen Raum. Ein Grund war, dass die Bürger durch die reichen Fischvorkommen gutes Geld verdient hatten und sich Modeartikel und Luxusprodukte vom Kontinent leisten konnten. Eine andere Bezeichnung, die bis heute für Tromsø benutzt wird, lautet: "Das Tor zum Eismeer". Von hier starteten zahlreiche Expeditionen ins Nordpolarmeer. Die beiden großen norwegischen Polarforscher Fridtjof Nansen und Roald Amundsen waren häufig Gäste dieser Stadt. Mehr Informationen erhält man im Polarmuseum. Es wurde am 18. Juni 1978 eröffnet, genau 50 Jahre nach Roald Amundsens letzter Polarfahrt zur Rettung Umberto Nobiles, der mit seinem Luftschiff
in der Arktis verschollen war. Roald Amundsen kehrte von dieser Fahrt nie zurück und ist bis heute verschollen. Das Polarmuseum ist in der 1833 erbauten Zollstation der Stadt untergebracht.
Zusammen mit einer Reihe von alten Seebrückenhäusern wurde das gesamte Gelände unter Denkmalschutz gestellt. Betreiber des Museums ist die Universität Tromsø.

Fjellheisen Tromsø

  • Die Bergstation der Seilbahn auf den 421 Meter hohen Storsteinen

Der erste Weg führt uns zur Seilbahn, Fjellheisen Tromsø, die uns zum 421 Meter hohen Storsteinen hinauf bringt. Zusammen mit einigen Norwegern und einem japanischen Kamerateam erreichen wir in nur vier Minuten die Bergstation. Die Norweger, ausgerüstet mit Rucksack und Wanderschuhen, werden vermutlich nach norwegischer Tradition den Tag im Fjell verbringen. Das japanische Kamerateam hat den Auftrag, einen Film über Tromsø zu drehen. Die Stadt wurde vom Norwegischen Olympischen Komitee

beauftragt, sich für die Olympischen Spiele 2018 zu bewerben. Aus Kostengründen und ökologischen und sozialen Bedenken wurde diese Idee später fallengelassen. Uns bietet sich ein herrlicher Rundblick über die von Bergen, Tromsøsund und Sandnessund umgebene Stadt. Langsam spazieren wir am Steilhang entlang und bestaunen das gewaltige Panorama. Ein kalter Wind und die begrenzte uns zur Verfügung stehende Zeit beenden unseren Aufenthalt auf Storsteinen.

  • Der Blick vom Storsteinen auf Tromsø

Tromsø Universitätsmuseum

  • Das im südwestlichen Teil der Stadt gelegene Tromsø-Universitätsmuseum

Tromsø hat viele Sehenswürdigkeiten, die wir möglichst nicht verpassen wollen. Wir fahren zurück auf die Europastraße 8, vorbei an der Ishavskatedralen (Eismeerkathedrale), und über die Tromsøbrua (Tromsøbrücke),  ins Stadtzentrum. Um mehr über Kultur und Geschichte der Region zu erfahren, ist das Tromsø Universitätsmuseum die geeignete Adresse. Es liegt im südwestlichen Teil der Stadt. Nach einigen Orientierungsschwierigkeiten haben wir es endlich gefunden. Das Museum ist in einem schmucklosen Gebäude untergebracht, hat aber hochkarätige Ausstellungsstücke aus der Kultur und Natur Nordnorwegens. Themengruppen im Museum sind unter anderem Geologie, Nordlicht, Steinzeit, Wikingerzeit, sakrale Kunst mit einer wertvollen Kirchen-Kunstsammlung aus dem späten Mittelalter und  die Kultur der Samen.

  • Eine magnetische Stahlkugel hängt in einer Plasmakammer. Wird Strom zugeführt, entsteht an den Polen ein ringförmiges Leuchten – das Nordlicht.
  • Das Leben der Samen
  • Sakrale Kunst
  • Die Wikingerzeit

Mack-Brauerei

  • Die Brauerei wurde 1877 von Ludwig Markus Mack gegründet. Vor dem Gebäude steht werbewirksam ein Oldtimer.
  • Oldtimer vor der Mack-Brauerei

Auf dem Rückweg ins Stadtzentrum kommen wir an der Macks Ølbryggeri (Mack-Bierbrauerei) vorbei. Gegründet wurde sie von Ludwig Markus Mack im Jahr 1877, einem Bäcker aus Braunschweig. Das Bierbrauen hatte Mack von seinem Vater gelernt. Sein Wahlspruch war: „Es ist gesünder, ein von Mack gebrautes niedrig prozentiges Bier zu konsumieren, als zu Hause hochprozentigen Schnaps zu brennen und zu trinken“. Die Idee war erfolgreich und die Brauerei bekam den Titel die Nördlichste Brauerei der Welt. Wer Durst hat, kann den Bierkeller besuchen und schon vormittags Bier trinken.Voraussetzung ist eine mit norwegischen Kronen gut gefüllte Brieftasche, damit die Zeche auch bezahlt werden kann. Es besteht auch die Möglichkeit, an einer Brauereiführung teilzunehmen.

Erlebniszentrum Polaria

  • M/S Nordkap – ein Schiff der Hurtigrute hat im Hafen festgemacht.

Einige Straßen weiter finden wir einen Parkplatz vor dem arktischen Erlebniszentrum Polaria. Leider reicht heute die Zeit nicht aus, das Museum zu besuchen, wir möchten aber eine Beschreibung des Museums aus der Polaria Internetseite wiedergeben.

…In einem sehr speziellen Gebäude, das Eisschollen, die vom rauen, arktischen Meer an das Land geschoben wurden, darstellt, finden Sie unser arktisches Erlebniszentrum Polaria. Es liegt nur fünf Minuten zu Fuß vom Stadtzentrum entfernt. Im Polaria befinden sich ein Panoramakino, mehrere Aquarien und informative Ausstellungen über die polaren Regionen. Für Ihr leibliches Wohl wird in unserem Café gesorgt.
Das Polaria wurde 1997 auf Initiative des norwegischen Umweltministeriums gebaut, um Touristen und anderen Besuchern Wissen über die arktische Tier- und Pflanzenwelt, das arktische Klima und die Einwirkung der Umwelt auf diese zuhaben  vermitteln. Im einem Kino können Sie folgende Filme sehen:

Svalbard – Arktische Wildnis
In „Svalbard – Arctic Wilderness“ folgen wir einem Zwergalk auf einer luftigen Reise durch die spektakuläre Landschaft der Westküste Spitzbergens bei Svalbard. Auf einer Reise durch das Reich der Wale tauchen wir auch unter die Meeresoberfläche.

Hinter den Kulissen
„Behind the Scenes“ führt Sie hinter die Kulissen von Polaria. Erfahren Sie, wie wir mit unseren Tieren arbeiten, tauchen Sie mit Welsen und Robben und erleben Sie unsere arktischen Arten hautnah. Der Film wurde von Innovation Norway finanziert und von Prosit Productions produziert.

Nordlichter – ein wunderbares Erlebnis
„Northern Lights – A Wonderous Experience“ zeigt die wunderbaren Nordlichter in und um Tromsø und wurde vom preisgekrönten Fotografen Ole C. Salomonsen gefilmt und produziert. Der Film zeigt auch einzigartige Nordlichtaufnahmen aus dem Weltraum, die von der NASA aufgenommen wurden.

  • Die Tromsøbrücke mit Blick auf die Eismeerkathedrale


Die Hauptattraktion im Aquarium sind die Bartrobben. Sie sind eine rein arktische Robbenart und natürlich sehr beliebt bei jung und alt.

Der Höhepunkt ist die Wanderung durch den Glastunnel unter dem Aquarium hindurch, von wo man die Robben sowie das Training und die Fütterung der Tiere beobachten kann. In verschiedenen Aquarien können Sie außerdem die bekanntesten Fischarten der Barentssee bewundern.

Unsere Ausstellungen werden ständig weiterentwickelt. Wir bemühen uns, die Ausstellungen immer auf dem neuesten Stand der Wissenschaft und Technik zu erhalten.

Diese Infos stammen von der Webseite POLARIA

https://polaria.

Tromsø-Kathedrale

  • Die Kathedrale von Tromsø gehört zu den größten hölzernen Kirchenbauten in Norwegen.

Wir haben uns entschlossen, noch einen Teil der Stadt zu besichtigen und beginnen im Hafenbereich. Am Kai liegt ein Schiff der Hurtigrute, die M/S Nordkapp. Auf dem Weg dorthin fällt der Kontrast zwischen den alten Holzhäusern im Hafen und den modernen Bauten in Tromsø besonders auf. Der Hurtigrutenkai ist nicht sehr einladend. Es ist dunkel und eng.

Weiter geht der Weg in eine kleine Parkanlage mit der Roald-Amundsen-Statue. Im Hintergrund erkennen wir den Kirchturm der Tromsø-Kathedrale. Sie wurde 1861 im neogotischen Stil gebaut und bildet das Zentrum von Tromsø, umgeben von einer kleinen Grünanlage, die im Mittelalter ein Friedhof war. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts fanden dort Beerdigungen statt. Einige der alten Gräber sind auf der Nordostseite der Kirche noch zu sehen.
Die Kathedrale gehört zu den größten hölzernen Kirchenbauten Norwegens. Etwa 750 Besucher finden im Inneren Platz. Eine interessante Holzdeckenkonstruktion und eine Kopie des Altarbilds des Malers Adolph Tidemann von der Auferstehung Jesu schmücken den Innenraum. Das Original befindet sich in Drammen, in der Kirche Bragernes.

  • Der Innenraum der Kathedrale von Tromsø

Tromsøbrücke, Eismeerkathedrale

Etwas weiter beginnt Storgata, die Einkaufsstraße Tromsøs. Trotz des späten Nachmittags wollen wir noch die Eismeerkathedrale besuchen.

  • Tromsøbrücke

Mit dem Auto fahren wir über die Tromsøbrücke auf die Festlandseite der Stadt. Die Brücke ist 1016 Meter lang und an der höchsten Stelle 38 Meter hoch. Nach ihrer Fertigstellung am 3. Juli 1960 war sie die größte Spannbetonbrücke in Nordeuropa. Im Jahr 2008 stellte der Reichsantiquar, Riksantikvar, die Brücke unter Denkmalschutz. Tromsøbrua ist aber nicht die einzige Verbindung zwischendem Festland und der Insel Tromsøya. Ein Straßentunnelsystem unterquert den Tromsøysund und durchzieht die Insel großflächig. Es ist mit eigener Beschilderung und Verkehrsführung ausgestattet.
Wir haben die Eismeerkathedrale erreicht. Sie steht auf einem kleinen Hügel im Stadtteil Tromsdalen auf der Festlandseite direkt an der Auffahrt zur Tromsøbrücke. Ein Parkplatz ist nicht so einfach zu finden. Aber nach intensiver Suche haben wir auch dieses Problem gelöst.

Vom Tromsøzentrum aus gesehen hat die Kirche einen idealen Standort. Steht man aber direkt davor, würde man sich etwas mehr Raum wünschen. So könnte die

  • Die Eismeerkathedrale liegt direkt an der Europastraße.

eigenwillige Architektur noch besser zur
Geltung kommen. Die Eismeerkathedrale wurde vom Architekten Jan Inge Hovik erbaut und 1965 eingeweiht. Sie gilt als Synonym für das Polarlicht, Eis und die dunklen Nächte im Winter. Ihr offiziellet Name lautet Tromsdalen kirke. Eine zeltartige Dachkonstruktion und die seitlich hintereinander aufgeschichteten Betonplatten – sie sollen hochgestellte Eisschollen symbolisieren – geben der Kirche ihren Namen. Um das Bild von Eis zu verstärken, wurden die gestuften Seitenteile aus Beton mit Aluminiumblech verkleidet. Die Vorderseite der Kirche besteht aus einer einzigen Glasfront. Dadurch bekommt der Eingangsbereich Leichtigkeit und Trans-parenz. Ein großes weißes Kreuz reicht 

  • die gestuften Seitenteile aus Beton mit Aluminiumblech

bis unter das spitze Dach und unterteilt die Front in geometrische Figuren. Die
Rückwand der Kirche ist ein visuelles Erlebnis. Ein 140 Quadratmeter großes Glasgemälde mit dem Titel "Die Wiederkehr Christi" ist eine große künstlerische Leistung und absolut sehenswert. Leider können wir nur einen kurzen Blick in das Innere der Kirche werfen, weil eine Veranstaltung bevorsteht. Unser Fazit: Der Architekt Hovik hat ein wunderbares Bauwerk geschaffen, das seiner Zeit weit voraus ist.

Gerne wären wir noch länger geblieben, aber wir müssen uns von der geschichtlich und kulturell so beeindruckenden Stadt Tromsø verabschieden.

  • Die Eismeerkathedrale ist eine architektonische Meisterleistung.

Die Koffer sind gepackt, unsere Heimreise steht bevor. Wir sind dankbar für die erlebnisreiche Zeit, die hinter uns liegt und möchten keinen Tag missen, den wir in der großartigen Natur Nordnorwegens verbringen durften.


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Copyright Text und Fotos E. u. P. Westerwalbesloh

 
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