Fotografie - Natur, Kultur und Geschichte
von Gruiten

Rund um Gamvik – Landschaft, Kultur und Geschichte

  • Slettnes fyr 71°05’33’’ N


Slettnes fyr ist der nördlichste auf dem Festland stehende Leuchtturm der Welt. Er ist 39 Meter hoch und der einzige in der Finnmark, der aus Gusseisen gebaut wurde. Das Fundament steht etwa acht Meter über dem Meeresspiegel. Der erste Leuchtturm wurde zwischen 1903 und 1905 errichtet.
1944 sprengte die deutsche Besatzungsmacht Slettnes fyr und brannte die gesamte Anlage nieder. Die Architekten Blakstad und Munthe-Kaas planten nach dem Krieg die neue Station (Leuchtturm und Häuser), die im Jahre 1948 eröffnet wurde. Während des Wiederaufbaus zeigte eine Gaslaterne, die auf der Spitze des im Bau befindlichen Turms angebracht war, den Schiffen den Weg. Ein ebenfalls angebrachtes Nebelhorn gab den Schiffsführern zusätzliche Sicherheit. Das Horn ist heute außer Betrieb. Es wurde durch die salzhaltige Meeresluft zerstört.
1998 wurde Slettnes fyr zum Kulturdenkmal erklärt und mit der angeschlossenen Wetterstation im Jahr 2005 automatisiert



  • Gamvik-Museum

Das Museum von Gamvik ist das Lokalmuseum der Gemeinde. Gezeigt werden Ausstellungen über die Fischerei und die lokale Küstenkultur. Es befindet sich an der restaurierten Fischannahmestelle Brodtkorbbruket (Brodtkorbhandel) in Kåven an der Ortseinfahrt von Gamvik.

Der Name geht auf die Familie Brodtkorb zurück. Sie hatte Fischannahmestellen und Handelsläden an der gesamten Küste der Finnmark. Der Handelsplatz in Gamvik stammt etwa aus dem Jahr 1840. Die Familie war ein so genannter Dorfeigentümer. Fischer, die den Fisch an die Familie Brodtkorb verkauften, waren wirtschaftlich abhängig. Außerhalb der Fangsaison mussten sie alle Waren, die sie zum Leben brauchten, im Handelsladen auf Kredit kaufen. Dafür mussten sie den gefangene Fisch während der Saison nur in den vorgeschriebenen Fischannahmestellen der Familie Brodtkorb abgeben. Nur so konnten sie die Schulden begleichen.

Brodtkorbbruket wurde wie alle Gebäude des Ortes im Herbst 1944 von den abziehenden deutschen Truppen in Brand gesetzt. Nur schleppend konnten die Geschäftshäuser in der Zeit von 1946 bis 1957 wieder aufgebaut werden. Danach fertigte man Fischprodukte wie Stockfisch, Salzfisch, tiefgefrorenen Frischfisch und Tran für den Export an. 1969 gab es Absatzprobleme auf dem Stockfischmarkt. Die Ware konnte nicht mehr verkauft werden. Die Folge war, dass das Handelszentrum geschlossen wurde. Mitte der 80er Jahre kaufte die Gemeinde Gamvik die Anlage und begann einige Jahre später mit der Restaurierung. Einige Gebäude waren in derartig schlechtem Zustand, dass sie abgerissen werden mussten. Erst 1998 wurde Brodtkorbbruket fertiggestellt, und das Museum konnte die neuen Räume beziehen.


Im Museum werden folgende Themen vorgestellt:


Brodtkorbruket
Die frühere Funktion und Geschichte der Gebäude.

Archäologie und frühe Siedlungen
In der Ausstellung werden archäologische Spuren und die Geschichte der frühen Siedler der Nordkinn-Halbinsel und der Gemeinde Gamvik gezeigt.

Hexenprozesse
Aberglaube und falsche Überlieferungen führten zu skurrilen Deutungen.

Überleben und die natürlichen Ressourcen
Das Leben der Menschen im Mittelalter an Finnmarks Küste.

Hausarbeit – Frauenarbei                                                                 Einblicke in die Welt der Hausfrauen, bevor es die Errungenschaften der heutigen Zeit gab.

Die Samen
Seit vielen Jahrhunderten war die Nordkinn-Halbinsel die Heimat der Küstensamen. Durch die rücksichtslose Norwegisierung nach dem Zweiten Weltkrieg war ihre Kultur fast vollständig verschwunden. Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem samischen Kulturerbe und ihrer Geschichte.

Die Zoologische Sammlung
Ausgestopfte Vögel und Tiere, die in der angrenzenden Natur vorkommen, werden gezeigt.

Walfang
Die Geschichte des Walfangs an der Küste Finnmarks wird hier
beschrieben. Die Debatte über pro und contra Walfang wird dabei nicht ausgespart.

Der Pomorhandel
Der Handel zwischen Russen und Norwegern lässt sich bis ins späte Mittelalter zurückverfolgen. Im 18. Jahrhundert gab es feste Verträge, die dann als Pomorhande bekannt wurden. Die Übersetzung des Wortes Pomor bedeutet Menschen, die am Meer wohnen. Für die Verständigung der Menschen untereinander entwickelte sich eine eigene Pomorsprache. In Russland war Fisch eine beliebte Speise und die Nachfrage war sehr groß. Die Norweger hatten die Möglichkeit, den russischen Bedarf zu decken. Im Austausch dafür bekamen sie Roggen, Salz und Hülsenfrüchte. Holz für den Bau ihrer Häuser sowie Porzellan und andere Haushaltswaren gehörten ebenso zu den wichtigen Tauschgütern. Offiziell stoppte der Pomorhandel mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges.

Zweiter Weltkrieg, Wiederaufbau und moderne Zeiten
Die Ausstellung zeigt das Leben der Bevölkerung während der deutschen Besatzungsmacht im Zweiten Weltkrieg.

Weiter Informationen finden Sie im Internet unter
www.kystmuseene.no



  • Kjøllefjord




Eine Reise zur Nordkinn-Halbinsel ist ohne den Besuch der beiden Orte Kjøllefjord und Mehamn nicht komplett. Mehamn scheint mit rund 700 Einwohnern der ruhigere Ort zu sein, während Kjøllefjord (der Ort ist Verwaltungszentrum der Lebesby Gemeinde in der Finnmark) mit etwa 930 Einwohnern einen sehr modernen und lebhaften Eindruck macht.
Kjøllefjord liegt geografisch gesehen sehr günstig am Ende des gleichnamigen Fjords und wird von 300 Meter hohen Bergen gegen das rauhe Wetter des Eismeeres geschützt. Schon im 15. Jahrhundert wurde hier Handel betrieben. Das hat sich bis heute nicht geändert. Moderne Fischfabriken tragen dazu bei, dass die wirtschaftliche Zukunft positiv bewertet wird. Im Herbst 2005 baute der Energiekonzern Statkraft einen Windpark auf dem Gartefjell westlich von Kjøllefjord. Die Jahresproduktion wurde damals auf etwa 155 GW/h berechnet, das entspracht dem Energieverbrauch von ungefähr 6000 Haushalten.
1970 hatte man sogar einen kleinen Flugplatz für Taxi- und Ambulanzflüge angelegt, der aber nach kurzer Zeit wieder geschlossen wurde. Die Begründung war: Der Flugplatz in Mehamn ist für die Bedürfnisse der Bevölkerung ausreichend. ► .aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa

  • 1944 wurden alle Gebäude in Brand gesetzt. Die gesamte Bevölkerung von rund 700 Menschen wurde evakuiert. Später kamen die meisten Bewohner zurück und mit einer unglaublichen Energie baute man Kjøllefjord wieder auf.


Eine wichtige Verbindung zur Außenwelt sind die Schiffe der Hurtigrute. Jeden Tag laufen sie in den Hafen ein und tragen dazu bei, dass auch bei widrigsten Wetterbedingungen Menschen und Waren ihr Ziel sicher erreichen. In der Einfahrt zum Kjøllefjord passieren sie die bizarre Felsformation Finnkirka. Nach Überlieferungen gab es hier eine ehemalige Opferstätte der Samen.


  • Vor der Einfahrt zum Kjøllefjord liegt die bizarre Felsformation Finnkirka.

Die klimatischen Bedingungen sind sehr unterschiedlich. Die meisten Niederschläge fallen im Herbst. Die trockensten Monate sind der April und Mai. Im Juli und August ist es am wärmsten. Nördliche Winde, verbunden mit Sturm, sorgen in den Wintermonaten für Kälte und Schnee. Dann beginnt die Saison der Skilangläufer, die zum Teil auf beleuchteten Loipen ihren Spaß haben.
Trotz der rauhen Wetterbedingungen hat sich in den Tälern eine reiche Vegetation entwickelt. Nur etwa 20 Minuten von Kjøllefjord entfernt, kommt man zum angeblich nördlichsten Laubwald der ►

Welt. Er liegt am inneren Ende des Oksfjordes im Oksevågdalen. Das ist in dieser rauhen Landschaft schon eine Besonderheit.

Wie überall an der Küste Finnmarks hat auch hier der Zweite Weltkrieg den Menschen Angst, Schrecken und Elend gebracht. Im Herbst 1944 wurden alle Gebäude in Brand gesetzt, die gesamte Bevölkerung über 900 Menschen wurden evakuiert und über das ganze Land verteilt. Nach der Befreiung kamen die meisten zurück. Bebauungspläne wurden aufgestellt und mit einer unglaublichen Energie baute man Kjøllefjord wieder auf.


  • Blick vom Flugplatz auf Gamvik

Auf dem Rückweg nach Gamvik legen wir noch einen kurzen Zwischenstopp in Mehamn ein. Der Flughafen ist so ausgelegt, dass kleinere Passagierflugzeuge landen können, die dann nach Tromsø, Vadsø oder andere Flughäfen weiterfliegen. Hier beginnt auch der Einstieg für die Wanderung zum Nordkinn. Zu den tragischen Ereig- nissen des Flugplatzes gehört ein Flugzeugabsturz im Jahre 1982, bei dem 15 Menschen ums Leben kamen. ►

  • Das Zentrum von Mehamn mit dem Arctic-Hotel (rechtes Bild) und der kleinen Parkanlage (linkes Bild).

Im Zentrum befinden sich das Arctic-Hotel sowie eine Poststaton und Einkaufsmöglichkeiten. Ein kleiner Park lädt bei schönem Wetter zum Verweilen ein. Ein Aufenthalt mit einem kleinen Bummel durch den Ort lohnt sich immer.

Wir haben in den letzten Tagen viel Neues gesehen und einige kleinere Abenteuer erlebt. Diese karge Landschaft, die auf den ersten Blick so unwirklich erschien, hat bei uns tiefe Eindrücke hinterlassen. Nur ungern verlassen wir die Nordkinn-Halbinsel.


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Copyright Text und Fotos E. u. P. Westerwalbesloh



 
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