Fotografie - Natur, Kultur und Geschichte
von Gruiten

Lyngsalpen – eine faszinierende Bergwelt

  • Unglaubliche Erlebnisse
  • Die Ostseite der Lyngsalpen

Eine Entdeckung die zu den spektakulärsten Gebieten Norwegens gehört !


Nach den eindrucksvollen Tagen in Nordnorwegens Natur erreichen wir am späten Nachmittag die mächtige Bergwelt der Lyngsalpen, ein steil aus dem Meer aufragendes mit Gletschern bedecktes Gebirge. Abseits der Europastraße 6 auf der kleinen Landzunge Spåknes mieten wir eine gemütliche Ferienhütte und richten uns für eine Nacht ein. Es regnet und Wolken verhüllen einen großen Teil der Berge. Aus unserem Fenster schauen wir auf die Ostseite der Felswände. Alles wirkt faszinierend, aber gleichzeitig auch unwirklich und geheimnisvoll. Selbst mit dem Fernglas sehen wir weder Straße noch Häuser. Ist die Westseite auch ein solches Bollwerk? Dann wird es schwierig für uns, diese Landschaft näher kennenzulernen. Gegen Abend wird das Wolkenkleid dünner und ein Hauch Sonnenschein macht sich bemerkbar, eine Hoffnung auf gutes Wetter für die nächsten Tage.

  • Blick auf die Ostseite der Lyngsalpen


Die Lyngen-Kommune liegt im Gebiet von Troms Fylke und ist der nördliche Teil der Halbinsel zwischen Ullsfjord und Lyngenfjord.

Der Name Lyngen wird aus dem altnorwegischen Lygnir – Stille abgeleitet. Ungefähr 3200 Menschen leben hier. Die Fläche der Kommune beträgt 810 Quadratkilometer. Beeindruckend ist die Natur. Mit hohen Bergen und beidseitig von tiefen Fjorden eingeschlossen gehört die Lyngen Halbinsel zu den spektakulärsten Gebieten Norwegens.

Die Entstehungszeit liegt zirka 430 bis 380 Millionen Jahre zurück. Die Halbinsel besteht aus hartem, erruptivem Tiefengestein kaledonischen Ursprungs. Ein großer Teil der Landschaft wurde von Gletschern geformt. Reste dieser eiszeitlichen Riesen bedecken noch heute die Fjellregionen. Der höchste Berggipfel in diesem Gebiet ist Jiehkkevarre mit 1833 Meter. Das ganze Gebiet ist schwer zugänglich. Nur geübte Kletterer sind in der Lage, die Berggipfel zu besteigen.

In den Tälern wird Landwirtschaft betrieben. Im Lyngen- und Ullsfjord ist die Lebensgrundlage der Fischfang. Andere Wirtschaftszweige sind die Kunststoff- und Eisenindustrie.


Neue Abenteuer erwarten uns

  • Autofähre Olderdalen nach Lyngseidet
  • Fähranleger in Olderdalen
  • Der Fjord im Gegenlicht
  • Kjosbreen
  • Lyngseidet

Wir stehen am Fähranleger in Olderdalen und warten auf die Fähre nach Lyngseidet. Die letzten Tage im August sind angebrochen, es herrscht kaum Betrieb. So benötigen wir keine lange Wartezeit, um an Bord zu kommen. Vom Oberdeck aus genießen wir den Blick auf die  

Umgebung. Wolken, vom leichten Westwind bewegt, schieben sich vor die Sonne. Trotzdem schafft sie es immer wieder ihr gleißendes Licht über den Fjord zu werfen. Wir sind gespannt, welche Landschaft uns auf der Westseite der Halbinsel erwartet.

Gibt es Wandermöglichkeiten? Finden wir eine gemütliche Unterkunft? Bei den Reisevorbereitungen haben wir festgestellt, dass es nur wenig Informationen über die Lyngsalpen gibt.  Vor uns liegt das mächtige Eisfeld des Kjosbreen. Lyngseidet ist nicht 

mehr weit. Der Ort liegt in einem Tal, das die nördliche und südliche Lyngenhalbinsel trennt.

Der Bug der Fähre öffnet sich und erweckt den Eindruck eines geöffneten Fischmauls.

Wir sind angekommen!

Auf dem Weg zu unserer Ferienhütte

  • An der Wegkreutzung weisen Schilder den Weg.
  • Bis zu 1300 Meter hohe Berge umgeben uns.
  • Die Spitzen sind mit Schnee bedeckt.
  • Das Ferienhaus ist ein Glücksgriff.

In Lyngseidet spüren wir die in Norwegen so wohltuende Ruhe. Wir lassen alle Fahrzeuge passieren und schauen uns erst einmal um: EineTankstelle, einige Geschäfte und mitten im Ort auf einer kleinen Anhöhe die Kirche. Schilder an der einzigen Kreuzung weisen den Weg. Links geht es nach Narvik und rechts zur Fähre nach Tromsø und Svensby, wo wir während unseres Aufenthalts wohnen wollen. Schon der kurze Talabschnitt zwischen den 

beiden Halbinseln begeistert uns. Bis zu 1300 Meter hohe, steil aufragende Felsen, deren Spitzen mit Neuschnee bedeckt sind, übertreffen unsere Erwartungen.

Die schmale Straße schlängelt sich am Kjosen entlang, einem kleinen Seitenarm des Ullsfjords. Dann öffnet sich das Tal. Auf der rechten Straßenseite befinden sich zwischen den mächtigen Felsen Moorflächen, links gibt es kleine, saftige Weiden mit Schafen, dazwischen die

Farbkleckse der verstreut liegenden Häuser und Bauernhöfe. Wir sehen die Autofähre auf dem Ullsfjord und werden gleich Svensby erreichen, einen verträumten Ort mit ein paar Häusern entlang der Straße. Schnell haben wir auch unsere Unterkunft gefunden. Wir entdecken das bekannte Schild hytta ledig. Der Besitzer taucht nur kurz auf: „Schaut euch alles an, ich komme sofort.“ Zwei seiner Kühe sind ausgerissen, der Stall scheint nicht zu locken.

Sie preschen den Abhang herunter, laufen durch Johannisbeersträucher und werden erst vor dem Zaun wieder eingefangen. Jetzt sind wir an der Reihe.

Das Ferienhaus gefällt uns auf den ersten Blick. Es ist geräumig und sehr gemütlich eingerichtet. Über die Miete für die nächsten Tage werden wir schnell einig.

Jetzt werden wir in aller Ruhe das Abendbrot genießen.

  • Der Fähranleger von Svensby mit dem 1833 Meter hohen Jiekkivarri.


Gegen 21 Uhr, kurz vor Sonnenuntergang, beginnt ein abendliches Naturschauspiel. Orang-rotes Licht der untergehenden Sonne bringt die Wolken und die mit Schnee bedeckten Berge zum Leuchten. Vergessen ist warme Kleidung, wir schnappen Kamera und Stativ, um dieses Naturgeschenk im Bild festzuhalten.

Immer intensiver verfärben sich Eis und Schnee. Im Fjord spiegeln sich die Wolken und leichte Wellenbewegungen zaubern mosaikartige Bilder auf das Wasser ein Schauspiel, das nur die Natur inszenieren kann.

  • Blick über den Ullsfjord

Lyngseidet

In Lyngseidet wohnen zirka 800 Einwohner. 1789 war der Ort eine privilegierte Handelsstadt Die Landenge zwischen den Fjorden ist drei Kilometer lang. Die Entfernung nach Tromsø beträgt 70 Kilometer inklusive der Fährstrecke über den Ullsfjord. Diese Wegverbindung gehört mit zu den ältesten in Troms und war früher die alte Postroute. Zwischen Lyngseidet und Olderdalen verkehrt heute mehrmals täglich eine Fähre. Im Ort selbst sind gute Einkaufsmöglichkeiten vorhanden.

  • Der kleine Hafen von Lyngseidet

Die Kirche in Lyngseidet

  • An zentraler Stelle im Ort steht die Kirche. Daran angeschlossen ist eine kleine Parkanlage.

Die Kirche in Lyngseidet ist das Zentrum der Pfarrgemeinde Lyngen. Sie wurde vom deutschen Architekten Lüdke entworfen und 1752 eingeweiht. Die Gemeinde bekennt sich zum lutherischen Glauben. Das Innere der

Kirche ist schlicht, aber sehr stilvoll eingerichtet. Die harmonische Farbgebung wird durch große Fenster, die für helle Beleuchtung sorgen, noch unterstrichen. Die Altartafel ist älter als die Kirche. Sie wurde 

dem deutschen Maler Gottfried Ezekiel bemalt. Zu den Besonderheiten gehören zwei große, gusseiserne Öfen, die noch bis in die 50er Jahre während der kalten Jahreszeit beheizt wurden.

  • Innenansicht der Kirche in Lyngseidet mit dem Altar des deutschen Malers Ezekiel
  • Querschiff mit geschwungenen Emporen

Auf der linken Seite des Altarraums hängt ein so genannter Weckhammer. Mit der fast zwei Meter langen Stange (an der Ecke unter dem Bild) und einem aus Holz gefertigten Hammerkopf kam er früher zum Einsatz, wenn Gläubige während des Gottesdienstes eingeschlafen waren. Dies kam häufiger vor, da die Kirchenbesucher ein hartes, arbeitsreiches Leben führten und der Weg zur Kirche oft sehr weit war. So war es ganz natürlich, dass die wohlige Wärme im Innenraum schnell den verdienten Schlaf herbeiführte. Ein leichter Schlag mit dem Hammer genügte und die entsprechende Person konnte dem Gottesdienst wieder folgen.
In der Sakristei wird eine größere Anzahl Weinbecher aufbewahrt. So hat jeder, der am Abendmahl teilnimmt, einen eigenen Becher. Früher verteilte man auch Spuckbecher, damit Personen die Kautabak kauten ihren Tabak loswerden konnten, ohne den Fußboden zu beschmutzen.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Kirche von den deutschen Besatzern zum Pferdestall umfunktioniert und auf den Emporen brachte man Schweine unter. Mit privaten Spenden war es möglich das Gotteshaus nach dem Krieg wiederherzustellen. Besucher sind herzlich willkommen, und eine Besichtigung ist wirklich empfehlenswert.

Spaziergang im Park

Seitlich führt ein schmaler Fußweg an der Kirche vorbei. Er endet im kleinen Park von Lyngseidet. Wir spazieren durch eine gepflegte Anlage mit Rasenflächen und Blumenbeeten. Bänke und Spielgeräte für Kinder laden zum Verweilen ein. Ein Teich mit Wasserpflanzen und ein kleiner Bachlauf zeigen gärtnerisches Können.

Immer wieder erstaunt uns die Blütenpracht in dieser Region nördlich des Polarkreises. Ein Spaziergang durch diese Parkanlage ist empfehlenswert.



Ein schmaler Weg führt am Holzzaun vorbei in eine Parkanlage.


  • Gepflegte Rasenflächen
  • Blütenpracht nördlich des Pölarkreises

Bauernhofmuseum Lyngen

  • Das Bauernhofmuseum in Svensby hat am Ufer des Ullfjords einen wunderbaren Platz.

Das Bauernhofmuseum von Lyngen – auch Alf Gamsletts Sammlungen genannt – ist ein typischer Fischer-Bauernhof und besteht aus mehreren Gebäuden. Auf dem Gelände stehen unter anderem ein gewöhnliches Holzhaus mit zwei Zimmern, ein Pferdestall, ein Bootshaus und ein rekonstruierter Kuhstall. Die Sammlung stammt von Alf Gamslett, der sein ganzes Leben hier verbrachte und um 1930 mit seiner Sammeltätigkeit begann. Seiner systematischen Vorgehensweise ist es zu verdanken, dass wir heute einen Einblick in das Alltagsleben der vormals hier wohnenden Fischer und Bauern bekommen. Das Museum liegt in Svensby, kurz hinter dem Fähranleger, direkt am Ufer des Ullfjords, in Richtung  Jægervatn neben der Straße 91.

  • Das Bauernhofmuseum




  • Alf Gamsletts Sammlungen  – ein typischer Fischer-Bauernhof und bestehend aus mehreren Gebäuden.


Auf Entdeckungstour in beeindruckender Natur. Wandern in den Lyngsalpen.

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Copyright Text und Fotos E. u. P. Westerwalbeslo

 

 
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