Tranøy – ein Hauch Vergangenheit
Bei herrlichem Wetter machen wir uns auf den Weg nach Tranøy. Von Oppeid aus fahren wir 13 Kilometer in Richtung Norden direkt an den Vestfjord. Tranøy war seinerzeit durch Dampfschiffanleger, Post, Telegrafenstation und Leuchtfeuer von großer regionaler Bedeutung. Schon auf der Hinfahrt sind wir beeindruckt von der wunderschönen Landschaft. Mehrmals halten wir an, um zu verweilen und zu fotografieren. Die Straße endet am kleinen Hafen von Tranøy. Ein Hauch vergangener Zeit umgibt uns. Wir entdecken einige kleine Häuser, vielleicht sind es Fischerhütten, ein altes Lagerhaus und ein Fischerboot, das auf dem Kai liegt. Im Hafen liegen einige Freizeitboote, ein Fischkutter und ein größeres Segelschiff – ein friedlicher Ort, an dem man die Hektik des Alltags schnell vergisst. Am Hafenausgang direkt am Fjord fällt uns ein großer, verrosteter Anker auf.
|
Der Hafen von Tranøy | |
Beim Rundgang durch den Hafen fällt uns am Kai ein großes, langgestrecktes Holzhaus auf. Es ist in typisch norwegischem Rot, Ochsenblutrot, gestrichen. Regen und Wind haben dem Anstrich sehr zugesetzt, an vielen Stellen ist die Farbe abgeblättert. Über einem Tor finden wir auf einem alten Schild die Aufschrift Statens Mellager Tranøy, staatliches Mehllager Tranøy. Ein Hinweis darauf, dass das Lagerhaus schon ziemlich alt ist. |
Handelsplatz Walsøe | |
Wir verlassen den Hafen und bummeln in Richtung Zentrum. Nur wenige Häuser stehen am Straßenrand. Eines dieser Häuser ist eine Kunstgalerie, dicht daneben einige Plastiken. Etwas weiter steht eine Bank die zum Verweilen einlädt. Zur Belohnung bekommt man einen freien Blick auf eine großartige Natur. |
Küstenweg | |
Unsere Entdeckungstour ist noch nicht beendet. Am Kaufmannshof vorbei führt ein Weg in Richtung Vestfjord. Zuerst erreichen wir ein altes, rot gestrichenes Holzhaus mit einem Grasdach. Ein Blick durch einen Spalt ins Innere verrät uns, dass dort eine kleine Sammlung alter Fanggeräte und Fischerboote aufbewahrt wird. Einige hundert Meter weiter sind wir begeistert. Die Natur hat hier eine Bucht geschaffen, die mit glatt gescheuerten Felsen, glasklarem Wasser und einen Strand mit feinstem Sand jeden Vergleich mit anderen Urlaubsorten standhalten kann. Über einen Holzsteg gelangen wir in ein flaches Küstengelände. Vor uns liegt der Vestfjord. In der klaren Luft erkennen wir auf der gegenüberliegenden Seite des Fjords unser nächstes Ziel, die Lofoten und Vesterålen. |
Tranøy fyr | |
Leuchttürme waren schon immer wichtige Orientierungshilfen für Seefahrer. Sie wurden an den gefährlichsten Stellen der Küste errichtet, um die Schifffahrt vor Unglücken zu bewahren. Während des Tages sind sie durch ihre Größe schon sichtbar und in der Nacht werden von einem besonderen Lampensystem Lichtsignale in gleichmäßigem Rhythmus auf das Meer geschickt. Leuchttürme sind trotz modernster Navigationstechnik auch heute noch für die Küstenschifffahrt unentbehrlich. Die Bauweisen sind sehr unterschiedlich. Entweder sind sie rund aus Gusseisen oder eckig aus Steinen und Beton gebaut. Doch immer sind sie so konstruiert, dass sie den ungeheuren Kräften der Natur standhalten können. |
| Der Leuchtturm Tranøy fyr ist leicht zu finden. Wir fahren von Tranøy in Richtung Oppeid. Schon bald erkennt man auf der rechten Seite eine kleine Sandstraße, der wir bis zu einem Parkplatz folgen. Der Leuchtturm steht in seiner ganzen Schönheit auf einem Holm vor uns. Nur zu Fuß, über eine schmale Brücke, erreicht man das Leuchtfeuer. Eiderenten tummeln sich im glasklaren Wasser und lassen sich von uns nicht stören. Zum rot und weiß gestrichenen Leuchtturm gehören einige wetterfeste Häuser. Bis 1991 waren sie für den Leuchtturmwärter das Zuhause. Heute kann man dort Zimmer mieten und den Urlaub verbringen. In einem der Häuser befindet sich eine Cafeteria. Mit Kaffee und Kuchen den Sonnenschein und die Ruhe auf der Terrasse genießen, den Gedanken freien Lauf lassen, das macht den Aufenthalt zu einem unvergesslichen Erlebnis. Bevor wir zurück in unsere Hütte fahren, fällt uns noch etwas Eigenartiges auf. An einer Art Galgen hängen verschiedene getrocknete Fischköpfe, die furchterregend aussehen. Einer davon ist der Seeteufel, ein Fisch, der eine geniale Fangtechnik entwickelt hat. Auf dem Meeresboden wird er durch seine dunkel gesprenkelte Haut zwischen Seetang und Steinen von anderen Fischen kaum erkannt. Vorne am Kopf, direkt oberhalb des breiten Mauls, sitzt ein lappenförmiger Hautanhang, der aussieht wie eine Angel. Er trägt sie bei der Beutejagd vor seinem Maul. Sobald ein Fisch diese Antenne berührt, schnappt der Seeteufel zu und der Fisch ist verloren. | Mehr Informationen finden Sie |
aaaaaaaaa | Die dort hängenden Fischköpfe haben eine wichtige Aufgabe. Sie sollen dem Fischer, der aufs Meer hinausfährt, Glück bringen und für einen guten Fang sorgen. Das ist sehr wichtig, denn eine Sage berichtet von seltsamen Meereswesen und dem Draug. „Er ist ein Ertrunkener und Widergänger, der seine Arme in die Luft streckt und laut um Hilfe ruft. Das Meer gibt ihn aber nicht frei. Der Draug trägt Ölzeug und Stiefel wie die Fischer selbst. Er tritt furchterregend hässlich, ohne Kopf in einem halben Boot mit zerrissenen Segeln sitzend, auf. Der Fischer, der einem Draug begegnet, ist kaum einen Wellenschlag vom Tod entfernt“, so wird berichtet. So bekommt der Seeteufel die Aufgabe, den Draug abzuschrecken. Im Idealfall ist allerdings ein anderer Fisch, nämlich der Kongetorsk, Königsdorsch, der richtige Glücksbringer. Er ist ein Mutant und hat eine höhere Stirn als ein normaler Dorsch. Fängt ein Fischer einen Kongetorsk, darf er den Kopf nicht wegwerfen. Er muss ihn an einer Schnur aufhängen. Dann bringt er für den Rest seines Lebens Glück. Der Draug ist ein Sinnbild der Naturkräfte und Ausdruck menschlicher Angst im Meer den Tod zu finden. |
Weitere Artikel Hamarøy:
Lofoten-Fährverbindungen – viele Wege führen auf die Lofoten
Hamarøy - das Tor zu den Lofoten
Auf den Spuren von Knut Hamsun
Copyright Text und Fotos E. u. P. Westerwalbesloh