Fotografie - Natur, Kultur und Geschichte
von Gruiten



Knut Hamsun

Die Natur auf Hamarøy und die Menschen machten einen tiefen Eindruck auf Knut Hamsun. Der weltweit bekannte Romancier, Dramatiker und Lyriker wuchs hier auf. Seine Erlebnisse auf Hamarøy sind in vielen seiner Bücher beschrieben. Den schriftstellerischen Durchbruch schaffte er 1890 mit dem Roman „Hunger“, einer intensiv geschriebenen Geschichte in einem nie dagewesenen literarischen Stil.

Die Romane „Mysterien“ (1892), „Pun“ (1894) und „Victoria“ (1898) untermauerten seinen Ruf als innovativen Schriftsteller.

Nach einem Besuch auf der Insel Hamarøy im Jahre 1900 schrieb er hauptsächlich Romane mit nordnorwegischen Themen, zum Beispiel „Benoni und Rosa“ (1908).

Nach drei Jahrzehnten rastlosen Lebens in Norwegen und im Ausland kehrte Hamsun 1911 zusammen mit seiner zweiten Frau Marie wieder nach Hamarøy zurück. Hier schrieb er „Die letzte Freude“ (1912),„Kinder ihrer Zeit“ (1913), „Die Stadt Segelfoss“ (1915) und „Segen der Erde“ (1917), ein Buch, für das er 1920 mit der höchsten literarischen Auszeichnung, dem Nobelpreis, ausgezeichnet wurde. Von der jungen norwegischen Nation, die 1905 gerade ihre Unabhängigkeit erreicht hatte,
wurde Knut Hamsun gefeiert.

1917 zog er wieder in den Süden des
Landes. In der Nähe von Grimstad kaufte er
das Anwesen Nørholm und lebte dort bis
zu seinem Tod am 19. Februar 1952. Wäh-
rend dieser Zeit auf Nørholm blieb seine 

literarische Vorstellungswelt weiter von
Nordnorwegen geprägt.

Seine Biographie wäre aber unvollständig, würde man seine Verstrickungen vor und während des Zweiten Weltkriegs mit dem
Naziregime nicht erwähnen. Er unterstützte
die nationalsozialistische Ideologie zum Bei-
spiel mit einer Serie von Artikeln. 1947 wurde dem einst so gefeierten Schriftsteller wegen Landesverrat der Prozess gemacht und er wurde wegen „Schaden gegenüber dem norwegischen Staat“ verurteilt. Die verhängte Geldstrafe von 325.000 Kronen zuzüglich Zinsen und Verfahrenskosten ruinierte den 84-jährigen. Von dem Vorwurf der NS-Mitgliedschaft wurde er aber freigesprochen.

Er wehrte sich Zeit seines Lebens dagegen, für senil gehalten zu werden und auf der Seite der Nazis gestanden zu haben. Sein letztes Buch „Auf überwachsenen Pfaden“
erschien 1949 und zeigte, dass er in ausge-
zeichneter geistiger Verfassung war.

Quelle: Informationstafeln in Oppeid


Tora und Peder (Pedersen) Hamsun lebten auf dem Hamsun-Hof in Hamarøy. 

Knut Hamsuns Eltern, Tora und Peder
Pedersen
, verließen im Sommer 1862 das Gudbrandsdal und zogen nach Hamsund auf
Hamarøy. Knut war noch keine drei Jahre alt. Zu dieser Zeit hatte die Familie fünf Kinder zwischen fünf Monaten und dreizehn Jahren. Knut war das vierte Kind. In einer verzwei-felten wirtschaftlichen Situation hatten die Eltern das Angebot von Toras Bruder Hans Olsen angenommen, den Hof in Hamsund zu bewirtschaften. Das Glück stand ihnen 

aber nicht zur Seite. Schon mit acht Jahren musste Knut für den Onkel arbeiten und den Eltern helfen die Schulden zu bezahlen.
Er wohnte dann später auch beim Onkel, war dort aber sehr unglücklich.
Seine Frau Marie stellte einmal die Frage:
„Warum ließen die Eltern ihn dort, obwohl
er immerzu nach Hause ausriss?“
Für Knut
Hamsun war das kein Thema; seine hart arbeitenden Eltern, besonders die Mutter, standen außerhalb jeder Kritik.

Hamsuns Elternhaus ist in den Sommer-monaten für Besichtigungen geöffnet. Nicht weit entfernt vom Elternhaus wurde eine Hamsun-Büste aufgestellt. Sie wurde der Gemeinde Hamarøy 1961 von einem griechischen Verehrer des Dichters, Georg Themistokles Malteso, geschenkt. Ein Schild weist den Weg dorthin.


Quelle: Informationstafeln in Oppeid


Das Grab von Tora und Peder Peterson, Hamsuns Eltern, auf dem Friedhof von Presteid.

Der Friedhof in Presteid hat einen bleibenden Eindruck auf Hamsun gemacht. In der Erzählung „Ein Gespenst“ spielt der Friedhof eine zentrale Rolle. Die dort erwähnten Eisenkreuze, die Himbeer-
sträucher und Teile der alten Mauer sind noch so erhalten wie zur Zeit Hamsuns. In einigen Romanen finden sich Szenen, die 

augenscheinlich mit seinen Kindheitserlebnissen auf diesem Friedhof zu tun haben. Knut Hamsuns Eltern Tora und Peder Pederson haben hier ihre letzte Ruhestätte, ebenso wie sein Bruder Ole und Frau sowie Jugend- und Brieffreund Georg OlsenAls sein Vater 1907 beerdigt wurde, war Hamsun nicht anwesend. Er schrieb stattdessen an einem Vortrag über das vierte Gebot, den er einige Wochen später in Kristiania, (alter Name für Oslo), hielt. Er begründete sein Fernbleiben mit folgenden Worten:

„Ein Kind hat nicht darum gebeten, auf die Welt zu kommen. Es gibt keinen Grund, warum das Kind für seine Erziehung dankbar sein soll. Die Kindheit ist die schwerste Zeit im Leben eines Menschen.“ 

Auch die Mutter wurde 1919 in Abwesenheit Hamsuns begraben. Erst 1925 ließ er das Grab der Eltern zu einem kleinen Denkmal ausbauen. Nach seinen Anweisungen wurde ein Fundament gegossen, ein Eisenzaun errichtet und zwei große Gedenksteine aufgestellt. Vorher hatte sich Hamsun auf Ehrenfriedhöfen ein Bild von allem Erforderlichen gemacht. 1915 hatte er in seinem Buch „Die Stadt Segelfoss“ über die Lächerlichkeit eines Kleinstadtwettbewerbs um die schönsten und prächtigsten Grabmäler geschrieben.

Quelle: Informationstafeln in Oppeid


Den Fußweg zwischen Presteid und Hamsund benutzte die Familie Hamsuns, um sonntags in die Kirche zu gehen. Den Weg gab es aber schon vor Hamsuns Zeit.

Reste der alten Grundmauern des Postorenhauses an der Seite des Campingplatzes Hamarøy fiskecamping. Hamsun versuchte 1913, das Haus zu retten, aber der Kaufpreis war zu hoch. In der Nähe dieser Fundamentreste liegt das neue Hamsun-Center. Es wurde von dem New Yorker Architekten Steven Holl entworfen

Den Fußweg zwischen Presteid und Hamsund benutzte die Familie Hamsuns, um sonntags in die Kirche zu gehen. Den Weg gab es aber schon vor Hamsuns Zeit. Er war die Verbindung zwischen Presteid und Skutvik. Für den kleinen Knut hatte dieser Weg eine besondere Bedeutung. Er war die Verbindung vom strengen Onkel Hans, dem Bruder seiner Mutter, zu seinen Eltern nach Hamsund. In Presteid stehen noch die Grundmauern des früheren Pfarrhofs. Eins der Gebäude war im Besitz des zur damaligen Zeit wohlhabenden und sehr religiösen Onkels Hans Olsen. Hamsun schreibt über seinen Onkel:

„Ich hatte in Hamarøy einmal einen Onkel, den Bruder meiner Mutter, er war ein Hagestolz (veraltet für Junggeselle), gierig und böse, sehr schweigsam, ein sogenannter heller Kopf und ein wohlhabender Mann.(…) Er hatte außer der Post noch eine Volksbibliothek, die er übrigens vor dem ärgsten Verfall rettete. (…) Seine Haushälterin hieß Sissel, sie war vielleicht ein rechtschaffener Mensch, aber sie ließ mich mehrere Jahre lang jämmerlich darben. (…) Die Hände meines Onkels fingen an lahm zu werden, er konnte nicht schreiben. Ich war acht Jahre alt, als ich zu ihm kam und wurde dazu dressiert, alles für ihn zu schreiben. Das 

geschah unter schamlos strenger Zucht. Er selbst lag den ganzen Tag angezogen auf einer sogenannten Schlafbank und wurde immer lahmer.“ („Auf überwachsenen Pfaden“ 1949, Hamsuns letztes Buch)
Ab 1871 wohnte Knut fest bei seinem Onkel in Presteid. Er hatte ständig Heimweh nach den Eltern und versuchte mehrfach wegzulaufen. Dieses gelang ihm aber nicht. Als Erwachsener versuchte Knut Hamsun den Pfarrhof zu kaufen, um dort wieder zu wohnen. Er ließ aber von seinem Vorhaben ab und erwarb schließlich Skogheim in Oppeid.
Quelle: Informationstafeln in Oppeid

Anfang des 20. Jahrhunderts baute man parallel zum alten Kirchweg eine neue Straße. Der Kirchweg wurde überflüssig und begann zu überwuchern. Im Jahre 2004 wurde der Weg wieder begehbar gemacht und ausgeschildert.



Die Borgstue, Gesindehaus, vom Pfarrhof wurde mehrmals demontiert und versetzt, bevor es neu zu einem kleinen Haus im Stil des 19. Jahrhunderts auf dem Campingplatz zusammengesetzt wurde. Man kann es mieten. Es wird vermutet, dass Hamsun sechs Jahre in diesem Haus wohnte und an seinen Romanen schrieb. Der Besitzer des Campingplatzes empfiehlt allen, die das Haus mieten wollen, vorher seine Novelle „Ein Gespenst“ zu lesen.



Skogheim
Oppheid

Knut Hamsun war 51 Jahre alt, als er im Frühjahr 1911 zusammen mit seiner zweiten Frau Marie nach Hamarøy zog. Er kaufte den Hof Skogheim für 6500 Kronen. Während der Umbauarbeiten in den ersten Wochen logierten die Eheleute in einer Pension am Kai in Presteid und gingen mehrmals am Tag den Weg nach Oppeid, um die Bauarbeiten zu verfolgen. Der Hof Skogheim hatte bis 1918 kein Obergeschoss und auf jeder Seite der Haustür waren nur zwei Fenster. Das kleine Haus entsprach in vielen Dingen Maries Traum von einem Zuhause. „Ich schlug auf dem Hof willig wie Unkraut Wurzeln.“ schrieb sie. Hamsun kümmerte sich um die Rodung neuer Ackerflächen. Das Land sieht noch heute so aus, wie er es damals gestaltet hat. Drei Hamsunkinder wurden in Skogheim geboren: Tore, Arild und Ellinor. Kindergeschrei vertrug Hamsun nicht, deshalb war er ständig unterwegs, um schreiben zu können. Er mietete sich auf kleinen Höfen und Pensionen ein. Teile von „Segen der Erde“ schrieb er zum Beispiel auf dem Hof Kråkmo im Süden Hamarøys. Im Vorsommer 1916 baute er die Dichterstube, die von den Dorfbewohnern in Kiosk umgetauft wurde. Etwa gleichzeitig viel die Entscheidung, Hamarøy zu verlassen. Im Frühjahr 1917 zog die Familie nach Südnorwegen. Heute ist Skogheim im Besitz der Gemeinde und wird für Kulturveranstaltungen benutzt.
Quelle: Informationstafeln in Oppeid

Skogheim




Fotos Informationstafeln Oppeid

Skogheim
in der Zeit, als Marie und Knut Hamsun
dort wohnten



Skogheim heute                             


Seit dem 11. Juni 2010 ist das neue Hamsun-Center für Besucher geöffnet. Gezeigt wird eine umfangreiche Dokumentation über Knut Hamsun. Außerdem gibt es ein Café, eine Bibliothek und einen Buchladen. 

Weitere Informationen über Öffnungszeiten, Eintrittspreise usw.  finden Sie auf der Internetseite:
www.hamsunsenteret.no/


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Copyright Text und Fotos E. u. P. Westerwalbesloh

 
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