Fotografie - Natur, Kultur und Geschichte
von Gruiten


Hamarøy - das Tor zu den Lofoten

 


Hamarøy gestern und heute
Hamarøy, eine Halbinsel im Vestfjord, ist ein lohnendes Ziel für erlebnisreiche Urlaubstage. Auf zahlreichen Wanderwegen kann man die wunderbare Natur, eine bizarre Bergwelt und die Küstenregion kennen-lernen.  Zudem ist das Leben und Schaffen des Schriftstellers und Nobelpreisträgers Knut Hamsun auch heute noch allgegenwärtig. Auf seinen Spuren zu wandeln ist ein echtes Erlebnis.

Natürliche Grenzen Hamarøys sind im Westen der Vestfjord und im Osten das Hochgebirge an der schwedischen Grenze. In Oppeid befindet sich das Verwaltungszentrum. Andere Orte von Bedeutung sind Presteid, Innhavet, Skutvik, Tranøy und Ulsvåg.
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei sind eine solide Grundlage für Wachstum und Fortschritt. Ein weiteres Standbein innerhalb des Wirtschaftsraums von Hamarøy sind Dienstleistungsbetriebe, wie Fremdenverkehr und Verwaltung. Im August 2009 fertig- gestellten und im Juni 2010 eröffneten Hamsunsenteret wird das Leben und Schaffen des großen Schriftstellers dokumentiert. Es ist heute ein zentrales Projekt des kulturellen Lebens in der Kommune.

Auf einer Fläche von 2010 Quadratkilometer leben nur 1820 Einwohner (Stand 2014). Noch im Jahre 1901 waren es 3251. Das bedeutet, dass die Einwohnerzahl heute auf den Quadratkilometer gerechnet nur noch 1 Einwohner beträgt. Im Zuge der Kommunalreform in Norwegen wurde der südwestliche Teil von Tysfjord zum 1. Januar 2020 mit Hamarøy zusammen-gelegt. Das Verwaltungszentrum ist Oppeid.

GESCHICHTE

Spuren der Steinzeit
Hamarøy war bereits vor etwa 9600 Jahren eisfrei, wurde aber vermutlich erst einige Jahrhunderte später besiedelt. Die ersten sicheren Spuren aus dem jüngeren Steinzeitalter fand man auf Finnøya, in der Nähe von Skutvik und im Gebiet von Buvåg. Insgesamt sind 17 verschiedene Fundstellen mit Wohnplätzen aus dem Steinzeitalter bekannt.

Grabhügel aus der Eisenzeit
Archäologen haben herausgefunden, dass es während der Eisenzeit 28 Höfe auf Hamarøy gab. Funde aus Grabhügeln und von anderen Stellen belegen diese Annahme. Die meisten Grabhügel wurden bei Sommersel, Brennvik, Ness und Finnøy entdeckt.

Sysselmann im Mittelalter
Ein interessanter Hinweis geht aus Håkon Håkonssons Geschichte hervor. Dort wird berichtet, dass im 12. Jahrhundert ein Sysselmann mit Namen Håkon Raud auf Hamarøy wohnte. Sein Wohnsitz befand sich wahrscheinlich auf einem der großen Höfe Ness, Brennvik, Sommersel oder Finnøy. Der Sysselmann war oberster Verwaltungsrepräsentant und seinen Anweisungen musste Folge geleistet werden.
Die Höfe lagen ausnahmslos an der Küste. Der Grund dafür war, dass die verschiedenen Ansiedlungen auf dem Wasserweg einfacher zu erreichen waren als auf dem Landweg.

Lebensunterhalt auf Hamarøy
Für die Menschen auf Hamarøy bestand der Lebensunterhalt in einer Kombination aus Landwirtschaft und Fischfang. Die Landwirtschaft diente früher der Selbstversorgung, die Fischerei zur Finanzierung und zum Kauf der Produkte, die man nicht selbst erzeugen konnte. Zusätzlich musste die Pacht für den Hof erwirtschaftet werden, denn in den meisten Fällen waren sie Eigentum des Königs oder der Kirche.

Wohnen an der Küste
Wie schon erwähnt war ein fester Wohnsitz an der Küste über viele Jahrhunderte eine Notwendigkeit, um die Familie zu ernähren. Wichtig dafür war die Nähe 

zu den Fischgründen, günstige Verkehrswege auf dem Wasser und brauchbares Ackerland, das nur an der Küste vorhanden war. Zu einem immer größer werdenden Problem wurde die steigende Anzahl Kinder in den Familien. Dies führte zur Aufteilung und gleichzeitiger Verkleinerung der Höfe. Es entstand eine neue Lebenssituation. Um die Familie zu ernähren, mussten die Bauern andere Erwerbszweige finden. Saisonarbeiten bei der Lofotfischerei und die Herstellung von Klippfisch (trocknen von Fisch auf den Klippen) waren für viele willkommene Verdienstmöglichkeiten. Trotzdem blieb die Armut groß. Die Menschen wussten keinen anderen Ausweg als auszuwandern. Das Amerikafieber erfasste in der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch Hamarøy. Fast 450 Bewohner suchten in den Jahren von 1868 bis 1930 ihr Glück in den USA und in Kanada. Gleichzeitig nahm die Zahl der Einwanderer aus dem Süden Norwegens zu. Die meisten kamen aus dem Gudbrandsdal. Unter ihnen befand sich auch die Familie Hamsun, die mit ihrem Sohn Knut 1862 ein Haus in Hamsund bezog..

Die technologische Entwicklung
Ab Mitte des 18. Jahrhunderts führte die technologische Entwicklung auf Hamarøy nach und nach zu einer starken Veränderung des wirtschaftlichen Lebens. Neue Technologien erleichterten und beschleunigten die Arbeitsprozesse in der Landwirtschaft und Fischindustrie. Eine wachsende Spezialisierung innerhalb der verschiedener Berufe wurde erforderlich. Der Fischereibauer verschwand und wurde von spezialisierten Berufen ersetzt. In den 1960ger und 70ger Jahren kam es zum verstärkten Einsatz der reinen Landwirtschaft mit Vergrößerungen der landwirtschaftlichen Betriebe. Dieser Trend setzt sich bis heute fort.

Bevölkerungsentwicklung
Die abnehmende Bevölkerungszahl bereitete der Kommune Hamarøy Sorgen. Obwohl Arbeitsplätze vorhanden waren,
schaffte es die Kommune Hamarøy nicht, die Bevölkerungszahl stabil zu halten. Die stärksten Abwanderungen wurden nach 1960 verzeichnet. Es wird vermutet, dass die ständig zunehmende städtebauliche Erschließung und damit der Wegfall von landwirtschaftlichen Flächen ein Grund für den Einwohnerschwund war


Unterwegs

Hamarøy fiskecamping

Eine  kritische Bemerkung über den Zustand einiger Übernachtungsmöglichkeiten

Um unser Ziel die Lofoten, zügig zu erreichen, haben wir als Fahrstrecke die Europastraße 6 gewählt. Drei Übernachtungen sind eingeplant. Nur selten hatten wir in der Vergangenheit Mühe eine passende Hütte für die Nacht zu mieten. Aber dieses Mal sollte alles anders sein

Obwohl wir in der Nachsaison unterwegs sind stimmt das Preis-Leistungsverhältnis in keinster Weise. Die erste Hütte auf einem renommierten Campingplatz ist für die bescheidene Ausstattung zu teuer und nicht sauber. Bei der zweiten Übernachtung täuscht der erste Eindruck. Wir sind auf einem hyttegrend, Hotel mit Hütten, angekommen. Nachdem wir ausgepackt haben und das Abendessen vorbereiten wollen, fehlen die wichtigsten

Küchengeräte. Mit „Bordmitteln“ sind wir trotzdem in der Lage, unseren Hunger zu stillen. Der Nacht werden wir auch nicht vergessen. Auf den durchgelegenen, muffigen Matratzen kann niemand Entspannung oder gar Schlaf finden. 

Die dritte Übernachtungshütte stellt alles in den Schatten. Wir sind am späten Nachmittag nördlich des Polarkreises unterwegs. Das Übernachtungsangebot wird dürftiger und die nachgefragten Hütten sind schon belegt. Die Aussage der Hüttenbesitzer, dass auf dem weiteren Weg kaum noch Übernachtungen angeboten werden, veranlasste uns, die nächste Gelegenheit zu nutzen. Es wird ein kompletter Reinfall!  

Der Kühlschrank wird warm anstatt kalt. Die Betten sind unzumutbar, die Kochplatte ist lebensgefährlich, die Stromkabel sind teilweise blank gescheuert. Duschen und Waschbecken am nächsten Morgen sind verschmutzt oder nicht funktionsfähig und die Papierkörbe quellen über

Wir haben Ferien und wollen weiter. Unseren Ärger, der sich in den letzten Tagen angesammelt hat, lassen wir in einem heftigen Schreiben an den Vermieter zurück. Seit 40 Jahren bereisen wir Norwegen. Ähnliches haben wir bisher nicht erlebt. Es bleibt die Erkenntnis, möglichst früh nach einer Übernachtung Ausschau zu halten und die Angebote genau zu überprüfen, bevor man zusagt.

Hamarøy fiskecamping

Hütten und Umgebung von Hamarøy fiskecamping

Trotz aller Widrigkeiten halten wir an unserem Ziel die Lofoten fest. Hamarøy wird unsere nächste Station sein, um von dort mit der Fähre von Skutvik nach Svolvær über-zusetzen. Von Ulsvåg biegen wir von der E6 ab und fahren auf der Straße 81 in 

Richtung Presteid. Direkt hinter der Brücke am Presteidstraumen entdecken wir den Campingplatz Hamarøy fiskecamping. Der Platz macht einen guten Eindruck und wir beschließen hier zu bleiben. Der freundliche Besitzer bietet uns eine Hütte an, die 

unseren  Erwartungen voll entspricht. Sie ist komplett eingerichtet, frisch gestrichen, sehr einladend und gemütlich. Zudem stimmt der Preis. Wir buchen und das Abenteuer Hamarøy kann beginnen.

Rückblick

Bevor wir Hamarøy verlassen, möchten wir kurz auf unseren Aufenthalt zurückblicken. Die Halbinsel ist mehr als nur eine Durchgangsstraße der E6 nach Skutvik, um von dort weiter auf die Lofoten überzusetzen. In einer großartigen Natur werden zahlreichen Wandermöglichkeiten mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden angeboten. Hinzu kommt die kulturelle Bedeutung von Hamarøy.
An guten Übernachtungsmöglichkeiten für eine schöne Ferienzeit mangelt es nicht. Bei einem erneuten Besuch würden wir länger auf der Insel bleiben, denn es gibt noch sehr viel mehr zu entdecken und zu erleben.

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Copyright Text und Fotos E. u. P. Westerwalbesloh

 
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