Fotografie - Natur, Kultur und Geschichte
von Gruiten

Die Kathedrale Saint-Pierre-et-Saint-Paul de Maguelone

Mein ganz persönlicher Eindruck. Der erster Besuch auf der Insel Maguelone ist ein besonderes Erlebnis. Ich habe keinerlei Vorstellung von dem was mich erwartet. Eine Kathedrale auf dieser kleinen Insel vorzufinden macht mich neugierig.

Bei der Ankunft stehe ich vor einem Gebäude das eher an eine alte Festung als an eine Kathedrale erinnert. Durch eine hölzerne Eingangstür gelange ich vom gleißenden Licht draußen in eine schwach beleuchtete Halle. Sofort überfällt mich das Gefühl in einer anderen Zeit gelandet zu sein. Wunderbare Stille umgibt mich und die wenigen Besucher bewegen sich langsam und respektvoll. Ein sakrales Gebäude ganz anders als die mir bekannten Kirchen.

Eine schwere tonnenförmige Decke aus Stein ruht auf starken Mauern. Zum Altar hin öffnet sich die Eingangshalle. Durch kleine Fenster fällt etwas Licht. Alles ist völlig schmucklos nur auf dem steinernen Altar steht ein sehr schön gearbeitetes Kreuz. Diese außergewöhnliche Stimmung nimmt mich total gefangen.

Doch beginnen wir von vorne!

  • Auf dem steinernen Altar steht ein sehr schön gearbeitetes Kreuz.
  • Vorbei an den Weinreben und entlang am Etang de Pierre Blanche führt der Weg zu Kathedrale.


Wie erreicht man die Kathedrale auf der Insel Magulone?

Grundriss der Kathedrale St-Pierre-et-St-Paul de Magulone


Der Weg zur Kathedrale.

Ausgangspunkt für einen Spaziergang oder eine Fahrt mit einer kleinen Touristenbahn zur Kathedrale von Maguelone ist der Parkplatz Parking du Pilou. Er liegt in der Nähe des Ortes Villeneuve-lès-Maguelone.

Eine andere Möglichkeit die Kathedrale zu besuchen ist der Fußweg. Er beginnt ebenfalls am Parkplatz führt dann vorbei an La Porte de Maguelone und weiter entlang dem Etang de Pierre Blanche bis zur Kathedrale. Bei nicht zu hohen Temperaturen ist der Fußweg zu empfehlen. Auf dem Weg gibt sehr viel Natur zu entdecken.


  • Bilder vom Fußweg zur Kathedrale von Maguelone, die unteren Bilder zeigen das Hauptportal.


Geschichte

Saint-Pierre-et-Saint-Paul de Maguelone ist eine ehemalige Kathedrale und Abteikirche. Sie war Bestandteil eines Klosters und Bischofssitzes auf der Insel Maguelone im südfranzösischen Département Hérault in der Region Okzitanien. Das imposante, im 12. und 13. Jahrhundert errichtete Gebäude ist ein romanischer Wehrbau und beherbergte in der damaligen Zeit eine der einflussreichsten Diözesen Frankreichs.

Als Eigentum der römischen Kirche diente Maguelone im Laufe des 12. Jahrhunderts häufig als Zufluchtsort für Päpste, die aus dem von Aufrührern bedrängten Rom und Italien geflohen waren. In Maguelone weilten die Päpste Calixt II. (1119), Innozenz II. (1130) und Alexander III. (1163 und 1165). Letzterer weihte 1163 den Hauptaltar der Kathedrale.

 

  • Handskizze der ehemaligen Kathedrale

Von diesen ersten romanischen Gebäuden ist heute nur noch der Turm auf der Südseite der Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert mit der St-Augustin-Kapelle erhalten. Obwohl andere Teile wie zum Beispiel der Bischofsturm abgerissen wurden, ist der Hauptteil des Gebäudes als kirchliche Stätte erhalten geblieben.

Im 15. Jahrhundert verlegte der Bischof seine Residenz nach Montpellier. Die Chorherren in Maguelone blieben und wurden vom Propst des Domkapitels verwaltet. 1536 wurde der Bischofssitz Maguelone abgeschafft Der Bischof ließ sich dauerhaft in Montpellier nieder. Die Chorherren verkauften die Klostergebäude, die allmählich verfielen. Die befestigte Kathedrale wurde 1632 auf Befehl von Kardinal Richelieu teilweise abgerissen. Teile der Mauern wurden 1708 für den Bau des Canal du Rhône benutzt. Um die Kathedrale vor weiterem Verfall zu schützen wurde sie im Jahr 1840 als Monument Historique klassifiziert und so unter Denkmalschutz gestellt.

Im Jahr 1949 gelangte die Kirche durch eine Schenkung in den Besitz der Diözese Montpellier. Sie bleibt ein stiller Zeuge einer äußerst bewegten Vergangenheit und ist zwischen Agde und Saintes-Maries-de-la-Mer das schönste Beispiel einer der Festungskirche, die im Mittelalter über die Küste des Languedoc wachten.

Die Anlage Maguelone wird seit 1969 von der Gemeinschaft "Les Compagnons de Maguelone" bewirtschaftet. Diese widmet sich nach dem Prinzip "Hilfe durch Arbeit" der Arbeit mit Behinderten und hält aktuell 84 Wohn- und Arbeitsplätze vor. Des Weiteren hat sich diese Bruderschaft den Erhalt des kulturellen und ökologischen Erbes dieser Insel zum Ziel gesetzt, sowie die Möglichkeit der Besichtigung für die Öffentlichkeit. Die Bruderschaft organisiert jährliche Musikfestivals und Ausstellungen auf der Insel. Produkte wie selbst hergestellter Wein, Schmuck, Honig u. a. werden in den Gebäuden einer Begegnungsstätte neben der Kathedrale zum Verkauf angeboten.

  • Handskizze des ehemaligen Klosters und Bischofssitzes (Skizze Wikipedia)


Der Text über die Geschichte von Maguelone ist eine stark verkürzte Zusammenfassung der Internetseite von Wikipedia. Eine ausführliche Beschreibung finden Sie auf:

https://de.wikipedia.org/wiki/St-Pierre-St-Paul_(Villeneuve-lès-Maguelone)


Die Kathedrale Saint-Pierre-et-Saint-Paul de Maguelone

  • Das Hauptschiff der Kathedrale


Nach dem Fußweg zur Insel Maguelone stehen wir auf dem Platz vor dem Hauptportal der ehemaligen Kathedrale. Ihr Aussehen entspricht auch heute noch dem Charakter einer Wehrkirche. Das Mauerwerk besteht aus Muschelkalkstein der in der Sonne ockerfarben leuchtet. Durch ein zweiflügeliges Holzportal mit schmiedeeisernen kunstvoll geformten Beschlägen gelangt man in das Innere der Kathedrale. Doch bevor wir die Kirche betreten gilt unser Interesse den beiden Flachreliefs seitlich des Portals. Sie sind aus weißem Marmor und zeigen die Schutzpatrone der Kathedrale. Auf der rechten Seite der Tür sehen wir den Apostel Petrus, sitzend, die Schlüssel in der Rechten und das Evangelium in der Linken. Auf dem linken Relief sehen wir den Apostel Paulus, kniend, das geschwungene Schwert in seiner Rechten, und ein Buch mit den Apostelbriefen mit der Linken.

Zwischen den beiden Aposteln schmückt ein Tympanon das Portal. Die in einen sehr reinen weißen Marmor gehauene Skulptur zeigt in Frontalansicht Christus auf einem Thron sitzend, die Rechte zum Segen erhoben und mit der linken Hand das geöffnete Buch des Lebens. Christus wird beidseitig von den vier Evangelistensymbolen flankiert.

Durch die hölzerne Eingangstür, die mit massiven geschmiedeten Eisenbeschlägen geschützt wird, betreten wir die Kathedrale. Wir stehen in einer spärlich beleuchteten Eingangshalle. Über uns eine massive tonnenförmige Decke, die seitlich auf dicken Mauern ruht. Ohne großen kirchlichen Schmuck geht von diesem Kirchengebäude eine große Faszination aus. Weiter gehen wir durch das Hauptschiff zum Querschiff und dann zur Chorapsis wo sich der Raum nach oben hin öffnet. Durch eingelassene Fenster fällt Tageslicht auf den Altar. Dort steht der einzige Kirchenschmuck, das oben abgebildete Kreuz. Für mich ein wichtiges Symbol.

Im Querschiff auf der rechten Seite ist die Kapelle Saint Marie. In einem hellen Licht erstrahlt eine Marienfigur. Davor Kerzen von Gläubigen, die vielleicht eine Fürbitte an die Mutter Gottes weitergegeben haben. Die Marienfigur ist in keinem guten Zustand. Sie hat aber trotzdem genau an dieser Stelle eine unglaubliche Ausstrahlung. Auf der gegenüberliegenden Seite liegt die Kapelle des heiligen Grabes. Es ist das Mausoleum des Kardinals von Canillac, ein ehemaliger Probst von Maguelone, der 1373 in Avignon gestorben ist (Wikipedia). Auf dem Boden des Querschiffs sind Grabplatten mit Reliefs aus weißem Marmor eingelassen.

Vom Hauptschiff aus führt eine schmale Steintreppe in den oberen Bereich der Kirche. Von der Empore haben wir noch einmal einen wunderbaren Blick auf den Chorraum mit dem steinernen Altar und den Grabplatten. Auf der rechten Seite oben sehen wir die südliche Hochkapelle, die in ein warmes Licht getaucht ist.

 

  • Das Portal; Reliefs über dem Eingang und Grabplatten


Über eine Steintreppe gelangen wir auch auf eine terrassenartige Freifläche. An dieser Stelle befand sich zur damaligen Zeit ein Kreuzgang. Ein Zugang zum Bischofsturm ist noch zu erkennen, aber der eigentliche Turm ist heute nicht mehr vorhanden. Türöffnungen, angedeutete Fenster und Vertiefungen im Mauerwerk sind Zeugen von Struktur und Aufbau in der Blütezeit von Maguelone. Die Terrasse ist ein wunderbar kühler Ort und schützt uns vor der intensiven Sonnenbestrahlung. Von hier aus blicken wir auf die umgebende Natur der Nordseite von Maguelone.

Zu empfehlen ist auch ein Rundgang um die Kathedrale. Ein sehr dichter, natürlicher Bewuchs wirkt sehr geheimnisvoll. Bäume und Pflanzen legen sich wie ein Schutzschild um das Mauerwerk. Es lohnt sich etwas Zeit mitzubringen und die Natur genauer zu betrachten.

Besucher, die sich ausruhen möchten, haben die Möglichkeit in der Begegnungsstätte neben der Kathedrale ein Glas Wein zu trinken, oder eine Kleinigkeit zu essen. Wer möchte kann auch sehr guten "Rosé" kaufen.  Viel Spaß!


  • Die Nordseite der Kathedrale mit intensivem Planzenbewuchs


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