Fotografie - Natur, Kultur und Geschichte
von Gruiten

Aigues-Mortes – Mittelalterliche Festungsstadt

Ein Tag voll mit Geschichte, Kultur und Überraschungen.

 


  • Im 13. Jahrhundert entscheidet Ludwig der Heilige in den Sümpfen der Camargue einen französischen Mittelmeerhafen zu bauen. Beweggrund ist die Rückeroberung des Heiligen Landes. Aus dem Nichts entsteht die Festungsstadt Aigues-Mortes, von der aus der König zum siebten Kreuzzug aufbrechen wird.
  • Die 1634 Meter lange Stadtmauer mit ihren 20 Türmen und dem Hauptturm „Tour de Constance“ wird in weniger
    als 50 Jahren fertiggestellt. Die Festungsanlage Aigues-Mortes wird so gebaut, dass sie bei Angriffen gut zu verteidigen ist und so die Stadt optimal vor Angriffen schützt.
  • Nach einer nur kurzen Blütezeit beginnt ab dem 14. Jahrhundert der Niedergang. Der Grund ist die Versandung der Kanäle und des Hafens. Marseille wird als Hafenstadt immer attraktiver und bevorzugt. Quelle Wikipedia

Die Stadt Aigues-Mortes

Staunend stehen wir vor der riesigen wehrhaften Stadtmauer und ich kann mich nicht erinnern etwas ähnliches schon einmal gesehen zu haben. Sie umschließt Aigues-Mortes vollständig. Für mich kaum vorstellbar das man im 13. Jahrhundert in der Lage war ein solches Bollwerk zu errichten. 

Wir betreten die Stadt durch eines der riesigen Stadttore „La Porte des Moulins". Unser Ziel ist es Aigues-Mortes auf der Stadtmauer einmal zu umrunden. Dafür müssen wir auf die gegenüberliegende Seite zum Hauptturm, der Tour de Constance. Dort besteht die Möglichkeit gegen eine Eintrittsgebühr die Stadtmauer zu betreten.

Doch zuerst gehen wir durch die „Rue Théaulon", einer ruhigen Straße mit kleinen Geschäften und Cafés. Sie führt zum „Place Saint Louis" dem Mittelpunkt der Stadt. Dort befindet sich das Rathaus und und in der Touristeninformation bekommt man bei Fragen Hilfe. 

Geschäfte, Cafés und Restaurants warten auf Kundschaft. Großflächige Sonnenschirme und an den Seiten Platanen schützen vor der grellen Sonne. Die Leute unterhalten sich, genießen den Wein und die köstlichen Speisen. Auch wir setzen uns an einen Tisch, essen und trinken eine Kleinigkeit und sind angetan von dieser wunderbaren Stimmung. Direkt neben uns spielt jemand auf einer Gitarre. Wir bedanken uns und ziehen weiter um unser Ziel die Stadtmauer zu erreichen.

Notre-Dame-des-Sablons

Auf dem Weg zur Stadtmauer liegt die gotischen Kirche „Notre-Dame-des-Sablons". Einen Blick ins Innere dieses Gotteshausen lassen wir uns nicht entgehen. Die Einrichtung ist schlicht, an kleinere Seitenaltäre besteht die Möglichkeit zu beten. Wir verweilen einen kurzen Moment in der angenehmen Kühle und genießen die Ruhe und Stille in diesem sakralen Raum. Danach machen wir uns auf den Weg zum Garnisonsviertel.


  • Die Kirche „Notre-Dame-des-Sablons" ist die römisch-katholische Hauptkirche von Aigues-Mortes. Hier wurden am 25. August 1248 die Kreuzfahrer des Sechsten und am 1. Juli 1270 die des Siebten Kreuzzugs vor ihrem Auszug von den Botschaftern des Heiligen Stuhls, die im Namen des Papstes handelten, Odo von Châteauroux und R. de Chevrières, gesegnet. Erbaut wurde sie  im gotischen Stil wahrscheinlich vor dem Baubeginn der Stadtmauer, etwa in der Mitte des 13. Jahrhunderts. 
  • 1537 wurde sie zur Stiftskirche, die zu einem Kloster gehörte. 1575 plünderten Protestanten die Kirche. Der Einsturz des Glockenturms 1634 verursachte große Schäden und machte sie fast ein Jahrhundert lang unbrauchbar. Die Arbeiten zur Wiederherstellung fanden zwischen 1738 und 1744 statt. Während der Französischen Revolution nutzte man die Kirche als Kaserne und Salzdepot. Erst 1842 wurde sie wieder katholisch geweiht und anschließend in einem recht aufwendigen „neoklassizistisch-barocken“ Stil restauriert.
  • Von 1964 bis 1967 verschwand die gesamte Ausstattung des 19. Jahrhunderts, einschließlich der Kassettendecke um Platz für eine viel nüchternere Kirche, so wie wir sie heute sehen im, im mittelalterlichen Stil zu machen. Nur einige Statuen blieben erhalten. Seit 1991 verleihen Buntglasfenster von Claude Viallat, einem zeitgenössischen Künstler dem Gebäude außergewöhnliches Licht und Farbe. Seit dem 6. Dezember 1949 steht die Kirche unter Denkmalschutz.   Quelle Wikipedia

Tour de Constance

Das Garnisonsviertel mit der Tour de Constance, den Kasernen, der Gouverneursresidenz und dem Waffenplatz liegt im Nordwesten der Stadt. Dort starten wir den Rundgang auf der Stadtmauer. 

Über einen von der Verteidigungsmauer umgebenen Hof erreicht man die Gouverneursresidenz. Nachdem wir Eintrittskarten gelöst haben ist der Weg frei für den Rundgang. Zuerst gelangen wir zum ersten Teil des Rundgangs der Tour de Constance. Der Name bedeutet nicht etwa Konstanzenturm, sondern Turm der Beständigkeit und  ist auf den Eindruck, den der Bau hervorruft, zurückzuführen. Der Rundbau hat einen Durchmesser von 22 Metern. Die Gesamthöhe misst 33 Meter.

Tour de Constance besteht aus einem unterirdischen Verlies, einem unteren und oberen Saal und einer Plattform mit Dachturm. Der Aufstieg erfolgt über eine seitliche Wendeltreppe in einem runden Treppenhaus. Das unterirdische Verlies kann nicht besichtigt werden. Der kreisförmige untere Saal besitzt ein zwölfteiliges Kreuzrippengewölbe. Im Norden bildet ein Doppeltor den Eingang. Das Innentor kann durch ein hölzernes Fallgitter verschlossen werden. 

1868 wurde ein Kamin mit Backofen eingebaut. In der Metalllaterne auf dem Dachturm  brannte ein Feuer das den Schiffen als Leuchtfeuer diente, und auf dem Turm stand immer ein Wachtposten der das Meer beobachtete. Er hatte die Aufgabe Schiffe die vorbeifuhren zu melden um so Warensteuern zu erheben. 

Es gibt keine Überlieferung, dass der Turm jemals bewohnt war. Er diente wahrscheinlich nur der Verteidigung und Sicherung eines größeren und noch wichtigeren Gebäudes. Genaues ist nicht bekannt. Ab dem 14. Jahrhundert wurde der Turm dann als Gefängnis benutzt. Diese Funktion sollte er behielt er bis kurz vor derr französischen Revolution.


  • Über Jahrhunderte diente der Tour de Constance immer wieder als Gefängnis. Im 14. Jahrhundert wurden dort Mitglieder des Templerordens eingekerkert, ab dem 17. Jahrhundert Hugenotten und im Jahr 1815 schließlich Offiziere Napoleon Bonapartes. Abraham Mazel, einem Anführer der protestantischen Widerstandsbewegung, gelang 1705 eine scheinbar unmöglich Flucht aus der Tour de Constance.
  • Bekanntester Häftling war die Hugenottin Marie Durand, die weiterhin dem reformierten Glauben anhing. Seit ihrem 18. Lebensjahr war sie im Turm zusammen mit anderen Hugenottinnen 38 Jahre inhaftiert. Erst im Jahr 1768 wurde sie aus dem größten Hugenottengefängnis Frankreichs freigelassen.
  • Erbaut wurde der runde, zweistöckige Turm von 1242 bis 1254 unter Ludwig IX. am ehemaligen Standort der Tour Matafère. (Den Matafère-Turm ließ Karl der Große um 790 in der Nähe des heutigen Aigues-Mortes zur Verteidigung der Küste erbauen). Tour de Constance steht außerhalb der Stadtmauer, mit der er durch eine Brücke verbunden ist. Die Dicke seiner Grundmauern beträgt sechs Meter. Er hat einen Durchmesser von 22 Meter und ist bis zur Spitze der Laterne 33 Meter hoch.
  • Die Haupträume der Geschosse – im Untergeschoss ist dies der Raum der Wachen und im Obergeschoss der Rittersaal – besitzen jeweils ein Kreuzrippengewölbe. Eine runde Öffnung in der Mitte des Raumes der Wachen ermöglichte den Zugang zu den Kellerräumen, dort befanden sich Kerker und Munitionslager. Über den Rittersaal gelangt man auf die Dachterrasse, die zeitweise den Gefangenen als Ausgangsfläche diente.    Quelle Wikipedia

Die Stadtmauer

Nachdem wir Tour de Constance besichtigt haben machen wir uns auf den Weg Aigues-Mortes auf der Stadtmauer zu umrunden. Vor uns liegt ein 1,62 Kilometer langer Weg. Hinzu kommen zehn Torbauten, die zu besichtigen sind. Auf schmalen Laufwegen, alle mit Geländern gesichert, haben wir jederzeit einen wunderbaren Blick auf die Stadt. Die meisten Torbauten sind heute Ausstellungsräume mit Schautafeln mit Erklärungen. Wer will kann diese Torbauten auch außen umgehen mit einer Ausnahme, der Tour de Sel.  Mehr Infos über die Torbauten stehen auf der Seite von Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Aigues-Mortes

Nach einem langen Tag erreichen wir am späten Nachmittag müde wieder unseren Ausgangspunkt die Tour de Constance. Ein erlebnisreicher Tag mit außergewöhnlichen Erlebnissen geht zu Ende. Wir sind uns aber einig, dass es ein Gewinn war Aigues-Mortes gesehen und erlebt zu haben. 

Fleur de Sel de Camargue

Beim Gang auf der Stadtmauer sieht man im Süden die Salins du Midi. Die farbige Vielfalt dieser Salzflächen ist beeindruckend. Die Rosa gefärbten Wasserflächen erklären sich so: Bei hohen Temperaturen und gestiegenem Salzgehalt vermehren sich rotgefärbte Schwefelbakterien und sorgen für einen rosa Farbton.
Es gibt verschiedenen Möglichkeiten um die Salines zu besichtigen. Eine bequeme und beliebte Methode ist eine kleine Lorenbahn mit der man durch die Betriebsanlage gefahren wird. 

Die Companie des Salins du Midi beschreibt ihren Betrieb wie unten aufgeführt.


  • Seit der Antike war ein Ingenieur namens Peccius für die Organisation der Meersalzproduktion in AIgues-Mortes verantwortlich, um den Nahrungsmittelbedarf zu decken. Ende des 17. Jahrhunderts wurden im Peccais-Gebiet 17 kleine Salinen betrieben. Sie gehörten verschiedenen Eigentümern, die sich nach schweren Überschwemmungen mit einem Kaufmann aus Montpellier zusammenschlossen und 1856 die Compagnie des Salins du Midi gründeten, bekannt unter dem Namen „Salins“. 
  • Heute führen zehn Salzarbeiter eine von Generation zu Generation weitergegebene Tradition fort, indem sie die Bewegung des Wassers je nach Wind, Sturm und Salzgehalt steuern und so die Ernte von Salz und Fleur de Sel de Camargue fortsetzen. Bei Windstille bilden sich auf der Wasseroberfläche Millionen von Salzkristallen, aus denen die Fleur de Sel de Camargue entsteht. 
  • Die Salinenarbeiter respektieren die Traditionen und ernten das Camargue Fleur de Sel auch heute noch manuell. Seine feine Körnung entwickelt ein besonderes Aroma in den Speisen. Es eignet sich besonders zum Grillen, zum Abschmecken von Fischgerichten und Rohkostsalaten. 

Eine Figur aus Salzkristallen zu besichtigen im
Tour de Sel.

Die Festungsstadt Aigues-Mortes gehört zu einer der schönsten und der am besten erhaltenen mittelalterlichen Militäranlagen in Frankreich.


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Textteile und Fotos copyright E. u. P. Westerwalbesloh

 
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