Stenbjerg – ein kulturelles Erlebnis
Stenbjerg ist ein kleines Fischerdorf in der Mitte des Nationalparks Thy. Im späten 17. Jahrhundert siedelten hier Fischerfamilien, weil es sehr gute Fischfangmöglichkeiten gab. Ende des 19. Jahrhunderts wurden technologische Fortschritte wie Motoren, Netze und Angelausrüstung für die Küstenfischerei in Thy bedeutsam. Stenbjerg wandelte sich von einem bescheidenen Fischerdorf zu einem wichtigen Fischereistandort. Die Fangmengen brachten 1898-99 in Stenbjerg und Vorupør genauso viel ein wie die gesamte Fischerei entlang der Küste zwischen Bulbjerg und Nymindegab. Heute spielt der Fisch keine Rolle mehr. Die Bedingungen haben sich verändert. Nur noch wenige Boote liegen am Strand. Sie werden noch für Freizeit- oder Nebenerwerbstätigkeit genutzt. Weniger als 200 Menschen leben in Stenbjerg. Die Hauptstraße Stenbjerg Kirke Vej beginnt am Ortseingang und endet kurz vor Stenbjerg Landeplatz. Am Anfang der Straße empfängt uns Stenbjerg Kro & Badehotel. 1790 erhielt das Gasthaus königliches Privileg und durfte Schnaps, Bier und Brot herstellen, ohne Steuern zu zahlen. Im Gegenzug musste jeder Reisende aufgenommen werden. Heute bietet Stenbjerg Kro eine gemütliche Atmosphäre. Serviert werden lokale Spezialitäten mit frischen Zutaten aus der Region. Danach folgt der Campingplatz und nach einer Rechtskurve sieht man im Centrum des Dorfes die Kirche. Auf beiden Straßenseiten stehen sehr schön restaurierte über 100 Jahre alte Fischerhäuser. Wir folgen dem Stenbjerg Kirke Vey in Richtung Meer. Auf der linken Seite sehen wir die Dünenheide. mit einigen versteckt liegenden sehr schönen Ferienhäusern. Regeln des Nationalparks und geschickt ausgewiesene Landschaftsschutzgebiete verhindern unkontrolliertes Bauen von neuen Ferienhäusern. (Eine kleine Anmerkung: Wir befürworten diese Entscheidung, da so der Charakter des Ortes erhalten bleibt). Auf der rechten Seite stehen wie auf einer Perlenschnur über 100 Jahre alte Fischerhäuser. Am Ende steht das Käthe Lassens Hus, ein kleines Museum mit Hinweisen auf die verschiedenen Künstler, die in Stenbjerg gemalt haben. |
Käthe Lassens Hus
Käte Lassens Hus | Peder Severin Krøyer malte seine Frau Marie Krøyer 1889 am Strand von Stenbjerg. | Innenansicht Käte Lassens Hus |
Käte Lassen, eine deutsche Künstlerin aus Flensburg, besuchte Stenbjerg zum ersten Mal im Jahr 1905 und war von der Gegend so fasziniert, dass sie häufig zurückkehrte. Sie ist bekannt für ihre ergreifenden Darstellungen des Lebens und der Gefühle der örtlichen Fischergemeinde. Das Haus, in dem sie im Sommer wohnte, ist heute ein öffentliches Museum. Es werden dort auf kleinen Bildtafeln ihre Arbeiten und die Geschichte anderer Künstler, die von der Region inspiriert wurden, gezeigt, .
Die wildromantische, karge Umgebung von Stenbjerg war im 20. Jahrhundert bei Malern beliebt: Jens Søndergaard, Peder Severin Krøyer und Marie Krøyer arbeiteten hier. Später kam dann die Flensburger Malerin Käte Lassen dazu.
Stenbjerg Kirche
Stenbjerg-Kirche | Die Stenbjerg Kirche wurde 1895 in Anlehnung an den romanischen Stil aus roten Backsteinen als kreuzförmige Kirche gebaut. Seit ihrer Erbauung erfuhr die Kirche jedoch große Veränderungen. Ein Überbau musste bereits 1922 abgerissen werden, da die Mauern das Gewicht nicht tragen konnten. Bei dieser Gelegenheit erhielt die Kirche den Dachreiter (gemeint ist der kleine Turm), in dem heute die Glocke hängt. Das Innere der Kirche ist schlicht und einfach. Die dominierende Farbe ist hellblau. Der Altarsockel ist mit kleinen quadratischen Bildern bemalt, darauf steht ein Altarbild auf dem eine religiöse Handlung dargestellt ist. Eine Kanzel, eine Empore mit Bemalungen und eine Orgel runden die Innenausstattung ab. Eine Besonderheit muss noch erwähnt werden; die Kirche verfügt über ein einzigartiges Taufbecken aus Sandstein, das die Form einer umgedrehten romanischen Säule hat. Die Stenbjerg Kirche ist so hoch, dass man sie weit aufs Meer hinaus sehen kann. Dadurch wurde es zu einem wichtigen Wahrzeichen für die örtlichen Fischer. Vor der Kirche steht die Steinskulptur “Vidner”, die 2007 vom Künstler Erland Knudssøn Madsen geschaffen wurde. |
Stenbjerg Rettungsstation- und Spilhusmuseum
oberes Bild: Rettungsstatiom | Am Landeplatz befindet sich auch das charakteristische Rettungshaus, das 1931 aus roten Ziegelsteinen mit einer Flagge an der grünen Tür in der Giebelwand erbaut wurde. Die Rettungsstation in Stenbjerg wurde 1894 gegründet und befand sich ursprünglich in dem Dorf, wo auch die Besatzung der Rettungsboote untergebracht war. Ab den 1920er Jahren wurden Schiffsunglücke und Strandungen entlang der Westküste seltener, und es wurde erwogen, die Rettungsstation in Stenbjerg zu schließen. Stattdessen entschied man sich 1931, ein neues Rettungshaus am Landeplatz zu errichten. Fortan legte man den Schwerpunkt für den Einsatz von Rettungsbooten vermehrt auf Hilfeleistung für in Not geratene Fischer. 1969 führte die Rettungsstation in Stenbjerg ihre letzte Rettungsaktion durch. Das historische Rettungshaus, das als Kulturdenkmal geschützt ist, beherbergt heute eine Ausstellung über den Rettungsdienst. Bei einem Besuch erkennen wir wie hart die Rettungsmannschaft bei Sturm und meterhohen Wellen kämpfen musste, um in Not geratene Seeleute zu retten. Im unteren Bild ist auf einer Karte die Zahl der Schiffsunglücke an der dänischen Küste eingetragen. Im Spilhusmuseum werden die schweren Winden gezeigt, mit denen man früher die großen Fischerboote früh morgens ins Meer und abends zurück auf den Strand gezogen hat. Heute ist das nicht mehr nötig, da viele Fischerboote einen Liegeplatz im Hafen von Hanstholm gefunden haben. Die kleineren Boote, die noch am Landeplatz liegen werden mit dem Traktor hin- und her bewegt. |
Landeplatz Stenbjerg
Wir haben das Ende des Stenbjerg Kirke Vej erreicht. Vor uns tauchen die alten Gerätehäuser der Fischer auf. Ein wunderbarer Anblick. Alle Häuser sind weiß gestrichen. Farbige Türen und Fenster verschönern den Anblick. Man hat das Gefühl in eine andere Welt einzutauchen. Am Strand stehen kleine Fischerboote. Der Wind treibt den Sand bis weit auf die Straße vom Stenbjerg Landeplatz. Kurz vor Sonnenuntergang, den man hier besonders gut erleben kann, haben sich Besucher mit Picknickkorb und einer Flasche Wein an den aufgestellten Tischen und Bänken eingefunden, um das Naturschauspiel zu genießen. Da fällt einem nur noch das dänische Wort "Hygge" ein. Dieser historischer Ort Stenbjerg Landingsplatz gehört für uns zu den schönsten an der Küste von Thyt.
Die charakteristischen weißen Gerätehäuser sind aus der Zeit, als Küstenfischerei vom Strand aus betrieben wurde. Die Boote wurden mithilfe von Winden an Land gezogen, und der Fang wurde in den Häusern verarbeitet, bevor er verkauft wurde. Die Küstenfischerei war riskant und den Kräften der Natur ausgesetzt, und bereits Anfang der 1970er Jahre zogen gewerbliche Fischer von Stenbjerg in den Hafen von Hanstholm um.
Dank des Engagements der örtlichen Bevölkerung wurden die Gebäude instand gehalten, und der Landeplatz bietet weiterhin eine authentische Umgebung. Viele Menschen fühlen sich von den malerischen Häusern und den manchmal heftigen Wellen angezogen, An guten Sommertagen kann man in Stenbjerg baden, und ein Spaziergang entlang der Küste ist immer beliebt.
In einem der Häuser befindet sich ein kleines bemanntes Besucherzentrum für den Nationalpark Thy. Hier geben ehrenamtliche Gastgeber im Sommer gute Tipps für Naturerlebnisse, und es werden Karten, Kaffee und Eis verkauft.
Daten und Fakten: Miljøministeriet Naturstyrelsen
Nationalpark Thy
Gemälde Peder Severin Krøyer, Wikipedia
Copyright Text und Fotos E. u. P. Westerwalbesloh